Donnerstag, 23. Oktober 2008

Burnout bei Ärzten und Psychiatern

23.10.08 - Burnout, Flucht ins Ausland, Sucht - der Arztberuf verliert an Attraktivität. Für Ärztepräsident Hoppe liegt die Schuld bei der Regierung und ihrer Politik der heimlichen Rationierung. Die Ärztekammer Hessen hat sogar einen Sonderbeauftragten für süchtige Mediziner.


"Der enorme Kostendruck und infolgedessen eine unmenschliche Arbeitsverdichtung machen immer mehr Ärzte krank", befindet Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). Er prangert die herrschenden Zustände im Gesundheitswesen an, wo Mediziner alles tun, die politisch beschlossen Rationierung zu kompensieren - und sich selbst dabei zugrunde richten.

"Die fortwährende Arbeit am Limit geht auf die Knochen", sagte Hoppe auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin. Der Begriff Berufsunzufriedenheit sei noch Schönmalerei. Viele ältere Kollegen sehnten sich einen Frühruhestand herbei, jüngere Kollegen überlegten sich zweimal, ob sie tatsächlich unter diesen Bedingungen ärztlich tätig werden wollen.

Sparmaßnahmen bedrohen inzwischen die Versorgung
Das sind natürlich für eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung keine Voraussetzungen. "Wenn wir die Versorgung der Patienten nicht dauerhaft zwischen Burn-Out und Ärzteflucht improvisieren wollen, müssen wir an die Wurzel des Übels", meint Hoppe - und das sei die staatlich verschleierte, heimliche Rationierung.

Ärzte seien individual-ethisch eingestellt, sie behandelten Individuen, kein Versichertenkollektiv, so Hoppe. Ärzte seien Heiler und Helfer, und keine "Allokationsjongleure". "Wenn der Beruf Arzt weiterhin eine Berufung bleiben soll, dann dürfen wir es nicht zu lassen, dass Heilen krank macht." Für den Ärztepräsidenten muss der einzelne Arzt wieder mehr Zeit für den Patienten haben - und dafür muss mehr Geld ins System.

Hohe Suchtraten unter Ärzten
Der hessische Ärztepräsident Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach stieß ins selbe Horn: "Unmenschliche Arbeitsverdichtung und wachsende Entfremdung vom eigentlichen Arztberuf als Heiler und Helfer verleiden immer mehr Kollegen die Freude an ihrer Tätigkeit", sagte er in Frankfurt.

Es sei verständlich, wenn auch nicht hinnehmbar, dass unter den Angehörigen seines Berufsstandes körperliche und seelische Erkrankungen infolge der Belastung verbreitet seien - und dass überdurchschnittlich viele eine Zuflucht bei Suchtmitteln wie Alkohol und Medikamenten suchten.

60 hessische Kollegen suchen Hilfe der Kammer
Die Landesärztekammer Hessen will betroffenen Kollegen helfen, sich aus dieser Situation zu befreien. Dafür hat sie - zusätzlich zu den Bezirksärztekammern als Anlaufstellen - einen Suchtbeauftragten ernannt: Mark Siegmund Drexler. Im vergangenen Jahr haben sich bereits 60 Kollegen an den niedergelassenen Internisten gewandt.

Die Schwierigkeiten im Berufsalltag sind laut Drexler immer dieselben: "Häufig stecken Arbeitsüberlastung, Zeitdruck durch überbordende Bürokratie und private Probleme hinter einer Alkohol- oder Tablettensucht," berichtet er. Die Kammer bietet den Betroffenen selbst keine Therapien an, sondern berät sie und organisiert geeignete Behandlungsmöglichkeiten.

Quelle aerztlichepraxis.de

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