Donnerstag, 24. Juni 2021


Barmer-Auswertung zu psychischen Behandlungen-
Junge Frauen dreimal häufiger in Behandlung als Männer

Berlin, 7. Juni 2021 – Junge Frauen im Alter von 17 Jahren sind besonders häufig in psychotherapeutischer Behandlung. Dies ist das Ergebnis einer Analyse der BARMER unter Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 24 Jahren.


Im Jahr 2019 nahmen hochgerechnet rund 17.900 beziehungsweise 4,8 Prozent aller 17-jährigen Frauen eine klassische Psychotherapie, auch Richtlinientherapie genannt, in Anspruch. Damit ist der Anteil dreimal so hoch wie bei den gleichaltrigen männlichen Jugendlichen mit 1,5 Prozent oder hochgerechnet rund 6.200 Betroffenen.
Depressionen sind der häufigste Grund für eine psychotherapeutische Behandlung. Dass vor allem junge Frauen davon betroffen sind, könnte daran liegen, dass das Auftreten von Depressionen eng mit dem Hormonhaushalt verknüpft ist, der sich in der Pubertät ändert. Darüber hinaus spielen auch gesellschaftliche Einflüsse wie ein zweifelhaftes Schönheitsideal und soziale Medien eine Rolle“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der BARMER. 
So seien junge Frauen vergleichsweise häufig wegen Essstörungen in Behandlung. Angststörungen und posttraumatische Belastungsstörungen seien ebenfalls zahlreich ausschlaggebend. Jungen vor allem zwischen zehn und zwölf Jahren in Therapie Während die jungen Frauen insbesondere ab dem Ende der Pubertät vermehrt in Behandlung seien, lägen die Jungen vor und zum Beginn der Pubertät noch vorn. Im Alter von zehn Jahren seien 2,8 Prozent oder circa 10.700 Jungen in Behandlung. Dem stünden 2,2 Prozent der Mädchen beziehungsweise rund 7.800 Betroffene gegenüber. 

Besonders häufig seien Jungen wegen Störungen des Sozialverhaltens, ADHS sowie Lese- und Rechtschreibstörungen in Therapie. „Je früher psychische Störungen erkannt werden, desto eher kann man sie behandeln, bevor sie sich dauerhaft manifestieren“, so Marschall. 

Eine gute Hilfe bei der Früherkennung biete das Kinder- und Jugend-Programm der BARMER. Es beinhalte unter anderem Vorsorgeuntersuchungen, die darauf abzielten, psychische Auffälligkeiten, gesundheitliche Defizite oder Entwicklungsstörungen junger Menschen möglichst frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Derzeit nähmen fast 580.000 Kinder und Jugendliche an dem BARMER-Programm teil.

Quelle barmer.de
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Mittwoch, 12. Mai 2021

Neben dem geschriebenen Wort freut es mich hier nun auch ein Audio einfügen zu können. Auf You-Tube ist meine Fantasiereise See der Stille vertont worden und nachfolgend nun der Link dazu: Read more!

Sonntag, 22. November 2015

Shell Jugendstudie 2015


Als „bemerkenswert, überraschend und richtungsweisend“ kommentieren die beteiligten Wissenschaftler das Ergebnis der 17. Shell Jugendstudie, die heute in Berlin vorgestellt wurde.
„Die junge Generation befindet sich im Aufbruch. Sie ist anspruchsvoll, will mitgestalten und neue Horizonte erschließen“, sagt Studienleiter Professor Dr. Mathias Albert von der Universität Bielefeld. Immer mehr junge Leute entdecken dabei auch ihr Interesse an Politik. Der großen Mehrheit der Jugendlichen ist es wichtig, „die Vielfalt der Menschen anzuerkennen und zu respektieren“.

„Das ist für mich ein großartiges Zeichen. Es zeigt, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in unserem Land die Vorteile und Chancen gesellschaftlicher Vielfalt wahrnehmen. Und das ist angesichts der gegenwärtigen Flüchtlingsproblematik von herausragender Bedeutung“, sagte Manuela Schwesig, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.


Vor diesem Hintergrund machen sich Jugendliche Sorgen um Ausländerfeindlichkeit und sind gleichzeitig offener gegenüber Zuwanderung geworden. Zugleich ist auch die Angst vor Terror sprunghaft gestiegen.

Die Untersuchung wurde von Professor Albert (Leitung), PD Dr. Gudrun Quenzel (Universität Dortmund), Professor Dr. Klaus Hurrelmann (Hertie School of Governance) sowie einem Expertenteam des Münchner Forschungsinstitutes TNS Infratest Sozialforschung um Ulrich Schneekloth im Auftrag der Deutschen Shell verfasst.

„Durch diese Langzeitbetrachtung seit 1953 bietet die Jugendstudie Entscheidern eine unverzichtbare Grundlage für gesellschaftliches und politisches Handeln“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutsche Shell Holding GmbH, Dr. Peter Blauwhoff. „Gleichzeitig untermauert Shell mit seinem Engagement für die Jugendforschung seine Bereitschaft, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen“, so Blauwhoff.

Weiterhin viel Optimismus

Insgesamt lässt sich die Jugend nicht von ihrer positiven Grundhaltung abbringen. 61 Prozent der Befragten blicken optimistisch in die persönliche Zukunft, das sind noch einmal mehr als in den Jahren 2010 und 2006. Die Zuversicht der Jugendlichen aus sozial schwachen Schichten hingegen stagniert. Erstmals seit den 1990er Jahren beurteilt eine Mehrheit der Jugendlichen (52 Prozent) auch die gesellschaftliche Zukunft optimistisch.

Bildung als zentrales Thema

Jugendliche, die die Schule ohne Schulabschluss verlassen mussten, haben deutlich schlechtere Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden und danach eine geregelte Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Auch Jugendliche, die bereits einen Schulabschluss erlangt haben, sehen Risiken. Aktuell erwarten fast drei Viertel, ihre Berufswünsche verwirklichen zu können – ein gutes Viertel aber eben nicht.

Flexible Arbeitsformen und Sicherheit

Jugendliche haben heute sowohl hohe Bildungs- und Berufserwartungen als auch hohe Ansprüche an ihre Arbeitgeber. Der Beruf soll interessant sein. Doch zuallererst (für 95 Prozent) ist den Jugendlichen ein sicherer Arbeitsplatz wichtig. Über 90 Prozent meinen, dass Familie und Kinder gegenüber der Arbeit nicht zu kurz kommen dürfen. Für rund vier Fünftel der Jugendlichen ist es wichtig, dass sie ihre Arbeitszeit kurzfristig an ihre Bedürfnisse anpassen können. Drei Viertel möchten in Teilzeit arbeiten können, sobald sie Kinder haben. Karriereorientierung steht hinter der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben sowie der Planbarkeit von Berufstätigkeit zurück.

Junge Frauen sind dabei im Schnitt noch fordernder als Männer. Gleichzeitig ahnen die Jugendlichen aber, dass es nicht leicht wird, diese Wünsche in der Berufswelt einzulösen. Die Hälfte hält die ‚Work-Life-Balance‘ für schwer erreichbar, ebenso viele fürchten, dass ihnen wegen ihrer (späteren) Berufstätigkeit zu wenig freie Zeit bleiben wird.

Kinderwunsch geht zurück

Vieles deutet darauf hin, dass sich die Sorge um die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben auch auf den Kinderwunsch auswirkt. Insgesamt wünschen sich derzeit 64 Prozent der Jugendlichen Kinder, 2010 waren es noch 69 Prozent; bei männlichen Jugendlichen ist der Kinderwunsch stärker zurückgegangen als bei weiblichen Jugendlichen. Auch die soziale Herkunft spielt beim Kinderwunsch eine Rolle. Während drei Viertel der Jugendlichen aus der oberen Schicht angeben, sich Kinder zu wünschen, waren es in der unteren Schicht nur etwas mehr als die Hälfte.

Familie als hohes Gut

Die Familie hat für Jugendliche weiterhin einen hohen Stellenwert. Hier findet eine große Mehrheit von ihnen den nötigen Rückhalt auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Mehr als 90 Prozent der Jungen und Mädchen pflegen ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern. Fast drei Viertel würden ihre Kinder ungefähr so oder genauso erziehen, wie sie selbst erzogen wurden. Dieser Wert hat seit 2002 stetig zugenommen.

Steigendes Politikinteresse, aber abseits etablierter Parteien

41 Prozent der Jugendlichen bezeichnen sich heute als politisch interessiert (2002: 30 Prozent). Damit einher geht die gestiegene Bereitschaft, sich politisch zu engagieren. Häufige Aktivitäten sind der Boykott von Waren aus politischen Gründen und das Unterzeichnen von Petitionen. Online-Petitionen sind beliebter als Unterschriftenlisten. Jeder Vierte hat bereits an einer Demonstration teilgenommen, und zehn Prozent engagieren sich in einer Bürgerinitiative.

Von dem wachsenden Politikinteresse können die etablierten Parteien jedoch nicht profitieren. Jugendliche bringen den Parteien wenig Vertrauen entgegen. Auch große Unternehmen, Kirchen und Banken genießen eher weniger Vertrauen. Am meisten vertrauen Jugendliche dagegen Polizei, Gerichten sowie Menschenrechts- und Umweltschutzgruppen.


Mehr Angst vor Fremdenfeindlichkeit als vor Zuwanderung

Das Thema Zuwanderung beschäftigt junge Menschen in Deutschland. 48 Prozent der Jugendlichen haben Angst vor Ausländerfeindlichkeit (2010: 40 Prozent). Demgegenüber sind die Jugendlichen offener gegenüber Zuwanderung geworden. Noch 2002 plädierten 48 Prozent der Jugendlichen und 2006 sogar 58 Prozent dafür, die Zuwanderung nach Deutschland zu verringern. 2015 unterstützen nur noch 37 Prozent diese Aussage. Nur 29 Prozent der Jugendlichen fürchten sich vor Zuwanderung. Allerdings gibt es markante Unterschiede zwischen dem Westen und Osten Deutschlands: Während nur 35 Prozent der Jugendlichen aus den westlichen Ländern eine verringerte Zuwanderung nach Deutschland wünschen, sind es in den östlichen Ländern (inklusive Berlin) 49 Prozent.

Sorgenvoller Blick auf das Weltgeschehen

Jugendliche interessieren sich zunehmend für das Weltgeschehen, das ihnen allerdings auch Sorgen macht. Die gestiegene Terrorgefahr und der Konflikt in der Ukraine sind im Bewusstsein der Jugendlichen stark präsent. Fürchteten sich 2010 nur 44 Prozent vor Krieg in Europa, ist die Zahl 2015 sprunghaft auf 62 Prozent angestiegen. Das sind etwas mehr als 2002, als die Kriege im früheren Jugoslawien nachwirkten. Drei Viertel haben Angst vor Terroranschlägen. Für Deutschland wünschen sich die Jugendlichen in der internationalen Politik eine wichtige, vermittelnde, aber keine militärisch eingreifende Rolle.

Online, aber misstrauisch

Im Jahr 2015 ist die Online-Vollversorgung Wirklichkeit geworden: 99 Prozent der Jugendlichen haben Zugang zum Internet und sind durchschnittlich 18,4 Stunden pro Woche online, 2006 waren es noch weniger als 10 Stunden.

Gleichzeitig sind die Jugendlichen über die Problematik der Datennutzung im Internet informiert und sehen diese auch kritisch. Mehr als vier Fünftel von ihnen glauben, dass große Konzerne wie Google und Facebook mit ihren Nutzern und deren Daten viel Geld verdienen. Obwohl mehr als die Hälfte der Jugendlichen angibt, häufig oder gar sehr häufig Facebook zu nutzen, fällt das Vertrauen in dieses Unternehmen gering aus.

Stabiles Wertesystem

Freundschaft, Partnerschaft und Familie stehen bei den Mädchen und Jungen an erster Stelle. 89 Prozent finden es besonders wichtig, gute Freunde zu haben, 85 Prozent, einen Partner zu haben, dem sie vertrauen können, und 72 Prozent, ein gutes Familienleben zu führen.

Jugendliche haben ein stabiles Wertesystem. 64 Prozent legen großen Wert auf Respekt vor Gesetz und Ordnung, viele wollen fleißig und ehrgeizig sein. Wichtiger als in den vorangegangenen Studien ist den Befragten 2015 die Bereitschaft zu umwelt- und gesundheitsbewusstem Verhalten; junge Frauen sind hierzu noch mehr bereit als junge Männer. Dagegen verloren materielle Dinge wie Macht oder ein hoher Lebensstandard eher an Bedeutung. 82 Prozent der Jugendlichen finden den Wert „die Vielfalt der Menschen anerkennen und respektieren“ wichtig.

Warum „Generation im Aufbruch“?

Im Vergleich zu den vorangegangenen Studien stellen die Autoren bei den Jugendlichen Anzeichen für einen Sinneswandel fest. Seit 2002 charakterisierte die Studie die Jugendlichen als „pragmatisch und unideologisch“. 2006 zeigte sich eine Kontinuität dieser Grundhaltung, jedoch mit steigender Unsicherheit, ob die Jungen und Mädchen ihr Leben tatsächlich so gestalten können, wie sie es sich wünschen. 2010 begannen die Druck- und Angstgefühle zu weichen. Der Optimismus für die persönliche Zukunft wuchs. Und: statt wie in den Vorjahren vor allem auf das eigene Leben und das private Umfeld zu sehen, zeigten Jugendliche wieder wachsendes politisches Interesse und Bereitschaft zum politischen Engagement. Dieser Trend hat sich 2015 deutlich verstärkt.

Zur Methodik

Die 17. Shell Jugendstudie 2015 stützt sich auf eine repräsentativ zusammengesetzte Stichprobe von 2.558 Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren aus den alten und neuen Bundesländern, die von den Interviewern von TNS Infratest zu ihrer Lebenssituation und zu ihren Einstellungen und Orientierungen persönlich befragt wurden. Die Erhebung fand auf Grundlage eines standardisierten Fragebogens im Zeitraum von Anfang Januar bis Mitte März 2015 statt. Im Rahmen einer ergänzenden qualitativen Studie wurden zwei- bis dreistündige vertiefende Interviews mit 21 Jugendlichen dieser Altersgruppe durchgeführt.

Mit freundlicher Genehmigung von Shell-
Weitere Informationen zur Jugendstudie finden sie hier
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Donnerstag, 17. September 2015

Wie prägt Stress im Mutterleib unsere Gesundheit im späteren Leben?

Das Symposium „Prenatal Stress and Brain Disorders in Later Life” vom 20. bis 22. September in Berlin widmet sich erstmals spezifisch der Frage, welche Auswirkungen vorgeburtlicher Stress langfristig auf die Gesundheit und die Ausbildung von Krankheiten hat. In einer anschließenden Summer School in Jena können Studierende und junge Wissenschaftler praktische Kenntnisse über Planung und Durchführung von Studien zu diesem Thema erwerben.

Die Neigung zu Erkrankungen wie ADHS, Depression, Schlaganfall oder Demenz und deren große Verbreitung lässt sich durch genetische Faktoren oder einen ungesunden Lebensstil nicht ausreichend erklären. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass die Fetalperiode eine wesentliche Rolle bei der Entstehung einer Prädisposition für die Entwicklung dieser Erkrankungen spielt. „Offensichtlich bewirken ungünstige Umweltbedingungen in kritischen Phasen der fetalen Organentwicklung eine dauerhafte Anpassung der Organfunktionen oder –struktur an zu erwartende schlechte Umweltbedingungen. Dabei wird das Auslesen von Genen lebenslang verändert“, so Prof. Dr. Matthias Schwab vom Uniklinikum Jena. Der Neurologe koordiniert den EU-Forschungsverbund BrainAge. Die beteiligten Wissenschaftler erforschen diesen als „Fetale Programmierung“ bezeichneten Vorgang und stellen ihre Ergebnisse auf dem Symposium vor.

Die wesentlichsten Umwelteinflüsse auf das Baby im Mutterleib sind Stress und eine ungünstige Nährstoffversorgung. Solche Stresssituationen für das Baby können etwa bei psychischer Belastung der Mutter oder schon bei moderater Mangelernährung auftreten, z.B. durch zu wenig Nahrungsaufnahme der Mutter oder eine Plazentastörung, die insbesondere bei älteren Schwangeren nicht ungewöhnlich ist. Der Stress im Mutterleib beeinflusst die Hirnentwicklung und erhöht die Stressempfindlichkeit im späteren Leben.

„Biologisch gesehen ist eine erhöhte Stressempfindlichkeit zunächst erst einmal positiv“, erklärt Matthias Schwab. „Optimierte stressspezifische Reaktionen wie Flucht und Aufmerksamkeitsfokussierung sind wichtige Anpassungsmechanismen, die während der Evolution das Überleben sicherten.“ Eine stressbedingte Aufmerksamkeitsfokussierung hat jeder schon selbst erfahren: So konzentriert man sich in Prüfungssituationen völlig auf das Thema und denkt nicht über andere Dinge nach.

Allerdings ist eine erhöhte Stressempfindlichkeit auch mit negativen Auswirkungen verbunden. Es gibt eine Reihe von Stress assoziierten Erkrankungen wie das ADHS, Depressionen und hohen Blutdruck und Hinweise darauf, dass eine erhöhte Stressempfindlichkeit das Schlaganfallrisiko erhöht, zu kognitiven Störungen und zu einer früheren Hirnalterung führt.

Im von der Europäischen Union geförderten Projekt „Impact of Prenatal Stress on BRAIN AGEing“, arbeiten Molekularbiologen, Psychologen, Fetal- und Neurophysiologen aus fünf europäischen Ländern und den USA zusammen. Sie untersuchen in experimentellen Projekten und Studien die Mechanismen, die zur erhöhten Stressanfälligkeit und in der Folge zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder neurodegenerativen Störungen führen. Eine bessere Kenntnis dieser Prozesse ist die Voraussetzung dafür, dass frühe Interventionen und Therapien entwickelt werden können.

Auf dem Symposium in Berlin diskutieren renommierte Wissenschaftler aus aller Welt die neuesten Erkenntnisse zu diesem Thema. In einer anschließenden zweitägigen Summer School am Universitätsklinikum Jena führen die Wissenschaftler Studierende und junge Nachwuchsforscher in das Thema ein und vermitteln ihnen praktische Kenntnisse, z. B. wie eine Kohortenstudie mit Patienten geplant und durchgeführt wird oder wie man das Stressempfinden von Kindern ermitteln kann.

quelle Informationsdienst Wissenschaft idw
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Sonntag, 31. Mai 2015

Lernerfolg per Software

Studenten haben aufgerüstet. In die Vorlesung nehmen sie schon lange nicht mehr nur Block, Bleistift und Bücher mit. Auf den hochgeklappten Tischen finden sich inzwischen ebenso viele Laptops wie Smartphones, denn ein drahtloser Zugang zum Internet ist in den meisten Hörsälen vorhanden. Damit sinkt jedoch auch die Aufmerksamkeit der Studenten. Ein Saarbrücker Informatik-Professor erkämpft sich diese nun zurück – mit einer Software, die unter anderem an der Universität des Saarlandes entwickelt wurde. Die Studenten haben positiv darauf reagiert.


Eine Gruppe von Informatik-Studenten hat sich im Hörsaal in einer der letzten Reihen gesetzt. Hinter aufgeklappten Laptops, flankiert von flachen Tablet-PCs und Smartphones, verfolgen sie die Einführungsvorlesung zur Programmierung, die von Bernd Finkbeiner, Informatik-Professor an der Universität des Saarlandes, gehalten wird. „Dass die Studenten mit Laptop und Co. in die Vorlesung kommen, ist heute eher die Regel als die Ausnahme“, so Finkbeiner. Allerdings habe man als Dozent immer das mulmige Gefühl, dass Studenten darauf nicht nur der Präsentation des Lehrstoffes folgen, sich Notizen machen, sondern auch ganz andere Dinge unternehmen.

Was Finkbeiner nur vermutet, haben Forscher des Lehrstuhls für Bildungstechnologie und Wissensmanagement an der Saar-Uni untersucht. Dazu analysierten sie 21 Vorlesungen auf Video aus den Bereichen Informatik, Wirtschaft und Pädagogik, filmten zusätzlich fünf Vorlesungen mit Zustimmung der Studenten und befragten die darin versammelten 664 Studenten mit einem Fragebogen. „Die Ergebnisse deuten an, dass eine Vorlesung nur noch schwach mit den studentischen Tätigkeiten während dieser zusammenhängt. Studenten nutzen mobile Endgeräte vornehmlich für andere Zwecke“, lautet ihr Fazit.

Finkbeiner setzte deswegen im vergangenen Wintersemester erstmals die Software „Backstage“ in der Vorlesung „Programmierung I“ ein. Entwickelt an der Universität des Saarlandes und der Ludwig-Maximilians-Universität München ermöglicht Backstage den Studenten eine Vielzahl von Funktionen, die sie sonst aus sozialen Netzwerken kennen. Sie können nicht nur die Folien, mit denen der Dozent den Lehrstoff präsentiert, am Laptop mitverfolgen, sondern unter anderem diese auch anonym kommentieren und mit virtuellen Fragezetteln bekleben. Gleichzeitig können sie über das Programm signalisieren, wenn der Dozent den Stoff zu schnell erklärt. Darüberhinaus sehen sie auch die Fragen ihrer Kommilitonen, können diese selber beantworten oder zumindest daraufhin bewerten, wie wichtig die Antwort auf diese Frage für den eigenen Lernerfolg ist.

„Die Fragen, die von den meisten Studenten als wichtig markiert wurden, kann ich mir während der Vorlesung direkt über Backstage anzeigen lassen und sofort beantworten“, erklärt Finkbeiner. Das sei sehr wertvoll, zumal sich bei über 200 Studenten im Hörsaal viele Studenten nicht trauen, mündlich nachzufragen, so Finkbeiner. Aus dem gleichen Grund nutzt er auch die Quiz-Funktionalität von Backstage. Ähnlich wie bei der Sendung „Wer wird Millionär“ kann er jederzeit eine Quizfrage einblenden und dafür Antworten vorgeben. Der einzelne Student kann über Backstage die richtige Antwort auswählen, das Gesamtergebnis sieht der Dozent sofort. Auf diese Weise erhält er einen weiteren Hinweis, ob er zur nächsten Lerneinheit voranschreiten kann oder den Stoff nochmals wiederholen soll.

Für die Studenten und Finkbeiner hat sich dieser Aufwand gelohnt. In der anschließenden Evaluation, die vom Lehrstuhl für Differentielle Psychologie und Psychologische Diagnostik durchgeführt wurde, gaben 143 von 181 Studenten der Vorlesung in punkto Organisation die Note 1. Unter den Freitextantworten zur Frage „Was fand ich besonders gut?“ tauchen immer wieder zwei Namen auf: Finkbeiner und Backstage.

Hintergrund Informatik an der Universität des Saarlandes
Den Kern der Saarbrücker Informatik bildet die Fachrichtung Informatik an der Universität des Saarlandes. In unmittelbarer Nähe forschen auf dem Campus sieben weitere weltweit renommierte Forschungsinstitute. Neben den beiden Max-Planck-Instituten für Informatik und Softwaresysteme sind dies das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Zentrum für Bioinformatik, das Intel Visual Computing Institute, das Center for IT-Security, Privacy and Accountability (CISPA) und der Exzellenzcluster "Multimodal Computing and Interaction".


Weitere Informationen:
Internetseite der Software „Backstage“
http://backstage.pms.ifi.lmu.de/

Quelle Informationsdienst Wissenschaft IDW
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Montag, 20. April 2015

Diabetes und Depression erhöhen Demenz-Risiko

Immer mehr Menschen werden immer älter, und damit nimmt auch die Häufigkeit von Demenz-Erkrankungen immer mehr zu. Weltweit suchen Forscher nach Behandlungsmöglichkeiten, aber auch nach Risikofaktoren, die die Entstehung der Krankheit begünstigen können. Hierzu gehören offenbar auch Diabetes und Depressionen, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Sowohl Depressionen als auch der Typ-2-Diabetes können demzufolge das Risiko erhöhen, im fortgeschrittenen Alter an Demenz zu erkranken. Dies fanden Wissenschaftler aus den USA und Dänemark heraus, die Daten von mehr als 2,4 Millionen Dänen über 50 Jahren analysiert hatten. Die Zuckerkrankheit stand mit einem um 20 Prozent erhöhten Demenz-Risiko in Zusammenhang, Depressionen sogar mit einem 83 Prozent höheren Risiko. Noch gravierender wirkte sich eine Kombination von beidem aus, wie die Forscher online im Fachblatt JAMA Psychiatry berichten. Insgesamt erkrankten im Verlauf der Studie, die von 2007 bis 2013 durchgeführt wurde, knapp 60.000 und damit 2,4 Prozent der Studienteilnehmer an Demenz. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Diagnose lag bei fast 81 Jahren, für Diabetes bei rund 63 Jahren, für Depression bei 58,5 Jahren.

Dass eine Kombination von Depression und Diabetes das Demenzrisiko noch stärker erhöht, als beide Erkrankungen für sich, ist insofern besorgniserregend, als depressive Erkrankungen bei schätzungsweise 20 Prozent der Diabetiker auftreten. Weitere Forschungsarbeiten, die sich der Frage widmen, wie Depressionen, Diabetes und Demenz zusammenhängen, seien dringend notwendig, mahnen die Wissenschaftler. Im Hinblick auf die demographische Herausforderung einer alternden Gesellschaft sei es daher nötig, dass Fachwissen aus verschiedenen Bereichen, wie der Demographie, Verhaltens- und Grundlagenforschung, zusammengeführt wird, schreibt ein US-Kollege in einem begleitenden Kommentar.

Quelle Aponet.de
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Montag, 9. Februar 2015

CeBIT 2015: Technische Hilfe für Demenzkranke

Elektrotechniker der TU Chemnitz stellen auf der CeBIT ein „Smart-Sensor-Netzwerk“ vor, das die Pflege von Menschen mit Demenz unterstützen soll – Laborwohnung kann an der Universität besichtigt werden

Mit zunehmendem Alter wird jeder Mensch ein wenig vergesslich, dies ist ganz normal. Das ist jedoch nichtgleichzusetzen mit dem Krankheitsbild der Demenz, das durch einen langsam fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Alzheimer´s Disease International sind weltweit derzeit etwa 44 Millionen Menschen von einer dementiellen Erkrankung betroffen. Tendenz steigend. Auch in Deutschland lässt die demographische Entwicklung eine Erhöhung der Betroffenenzahlen erwarten, da die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, mit zunehmendem Lebensalter steigt. Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft wird sich in der Bundesrepublik die Zahl der Menschen mit Demenz bis zum Jahr 2050 auf etwa drei Millionen erhöhen, was einem Anstieg der Erkrankten um 40.000 pro Jahr entspricht. Dieser Prognose gegenüber steht ein zunehmender Personalmangel in der Pflege.


Vor diesem Hintergrund startete an der Professur Digital- und Schaltungstechnik der Technischen Universität Chemnitz das Forschungsprojekt „OPDEMIVA“, das durch das Sächsische Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert wird. Die Wissenschaftler entwarfen unter der Leitung von Prof. Dr. Gangolf Hirtz Lösungen, die das Leben eines demenzkranken Menschen mit technischen Hilfsmitteln unterstützen können, sodass ein längerer Verbleib in der gewohnten häuslichen Umgebung ermöglicht wird. Gemeinsam mit Partnern aus Medizin, Pflege und Ingenieurwissenschaften entwickelten die Forscher ein neuartiges bildverarbeitendes 3D-Sensorsystem, das den individuellen Tagesablauf des Pflegebedürftigen erfasst und analysiert. So können Betroffene bei ihrer Alltagsbewältigung durch die bedarfsgerechte Bereitstellung interaktiver Erinnerungsfunktionen unterstützt werden.

Auch hinsichtlich der informativen Teilhabe von Angehörigen und professionell Pflegenden am Alltagsgeschehen des Betroffenen bieten sich neue Möglichkeiten. Eine Kommunikation des Pflegebedarfs, etwa per Smartphone an Angehörige, kann Freiräume schaffen und die Pflegetätigkeit mit dem Berufsleben in Einklang bringen. Aber auch die ambulante Pflege kann perspektivisch von zusätzlichen Informationen zum Gesundheitszustand des Pflegebedürftigen profitieren: Beispielweise kann die Kenntnis über einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus das Verständnis für das Befinden der Betroffenen fördern.

Einen Einblick in die Ergebnisse der Entwicklung und Perspektiven erhalten Interessierte vom 16. bis 20. März 2015 auf der CeBIT in Hannover (Halle 9, Gemeinschaftstand "Forschung für die Zukunft", Stand B 18). Darüber hinaus kann ab sofort nach Absprache eine mit der Sensorik ausgestattete Laborwohnung an der TU Chemnitz besichtigt werden.

Quelle Informationsdienst Wissenschaft idw
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Freitag, 18. April 2014

Hilfe bei Magersucht

Weltweit größte Studie zeigt erstmals, dass Psychotherapie bei Magersucht langfristig hilft
Magersucht ist eine Krankheit, die man nicht einfach mit Medikamenten behandeln kann. Alle Gedanken kreisen ums Essen – es gibt nichts Schlimmeres als ein Gramm zuzunehmen. Oft sind die Körperfunktionen durch die Mangelernährung so beeinträchtigt, dass Betroffene ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen. Eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützte Studie zeigt nun erstmals, dass Psychotherapie bei Magersucht wirklich langfristig hilft. (Newsletter 66 / Februar 2014)

Melissa S. ist stolz. Sie steht vor dem Spiegel und hat endlich ihr Wunschgewicht erreicht. Sie belohnt sich mit einer schicken neuen Hose. Vielleicht schafft sie es ja, noch mehr abzunehmen, dann passt ihr vielleicht auch der Rock, der letztens noch so eng war, dass sie den Reißverschluss nicht schließen konnte. Was bei Frauen oft mit einer Diät anfängt, wie hier bei Melissa, kann in extremen Fällen tödlich enden.



Bei Magersüchtigen dreht sich alles ums Essen, dabei verlieren sie immer weiter an Gewicht.
Alles dreht sich nur noch ums Essen

Ohne es selbst zu merken, geraten die Betroffenen in einen Strudel, bei dem sich zwar scheinbar alles nur noch ums Essen dreht, sie aber immer weiter an Gewicht verlieren. So weit, dass sie zu verhungern drohen. Oft ist der letzte Ausweg die Einweisung in eine Klinik. Dort müssen die Betroffenen dann oft mühsam und unter strenger medizinischer Aufsicht wieder zunehmen. Längst sind nicht mehr nur junge Mädchen und Frauen betroffen. Es erkranken auch immer mehr Männer. Die Krankheit heißt Magersucht, der korrekte medizinische Ausdruck ist Anorexia Nervosa.
Magersüchtige bestehen oft nur noch aus Haut und Knochen, empfinden sich aber selbst als zu dick. Diese gestörte Selbstwahrnehmung ist typisch für Magersüchtige und auch der Grund, warum Krankenhausaufenthalte zur alleinigen Gewichtszunahme nicht helfen. Magersucht ist eine Essstörung, die psychische Gründe hat und die man nur durch eine entsprechende Psychotherapie in den Griff bekommen kann. Doch haben die bisher in Deutschland gängigen Psychotherapien bei Magersucht wirklich einen Effekt? Und welche von den psychotherapeutischen Behandlungsformen ist die beste? Antworten zu diesen Fragen standen bislang aus.

Realistische Chance auf Besserung

Deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten nun erstmalig in einem großen Vergleich nachweisbare Effekte von psychotherapeutischen Behandlungen belegen. Insgesamt wurden 242 erwachsene magersüchtige Frauen in dieser weltweit größten Studie zu dem Krankheitsbild Magersucht über zwei Jahre ambulant psychotherapeutisch begleitet. Während und nach der Therapie wurde untersucht, wie es den Patientinnen geht. Mussten sie aufgrund ihrer Mangelernährung ins Krankenhaus eingewiesen werden, um dort stationär behandelt zu werden? Oder haben sie ohne weitere Zwischenfälle kontinuierlich zugenommen?
Um die bisher gängige Therapie mit zwei neuen, angepassten Therapien vergleichen zu können, wurden Behandlungsmanuale entwickelt und Therapeutinnen und Therapeuten in diesen neuen psychotherapeutischen Verfahren trainiert. Für eine entsprechende Qualitätssicherung wurden die Therapien aufgezeichnet und engmaschig supervidiert. Alle 242 Frauen wurden psychotherapeutisch behandelt, nur eben mit unterschiedlichen Therapieformen. Es gab drei Gruppen: Die Patientinnen in der ersten Gruppe wurden mit einer optimierten Standardtherapie behandelt; das heißt, dass die Patientinnen neben der bisher üblichen psychotherapeutischen Behandlung einmal monatlich hausärztlich untersucht wurden. Dabei erhielten die Hausärzte klare Anweisungen, wie sie mit kritischen Verläufen umzugehen hatten und wie sie von den entsprechenden Studienzentren Unterstützung bekommen konnten.
In Gruppe zwei sollte primär das Essverhalten der Patientinnen normalisiert werden. Die Symptome der Magersucht standen hier im Vordergrund. Gleichzeitig wurden die Patientinnen dabei unterstützt, mit der Essstörung verknüpfte Problembereiche wie beispielsweise ihre soziale Kompetenz aktiv zu verbessern. Bei dieser Therapie handelt sich um eine kognitive Verhaltenstherapie.
Die dritte Gruppe schließlich erhielt eine sogenannte fokale psychodynamische Therapie. Sie hat sich aus der Psychoanalyse heraus entwickelt. Diese Therapieform beschäftigt sich vorrangig mit den Ursachen der Magersucht und bereitet die Patientin in regelmäßigen Sitzungen speziell auf den Alltag nach Therapieende vor. Dafür sollen vor allem die emotionale Verarbeitung der Patientin gefestigt und ihre Beziehungsmuster zu Eltern, Partnern und Freunden positiv entwickelt werden.

Die Frauen legten an Gewicht zu

Die ANTOP­Studie („Anorexia Nervosa Treatment of Out Patients“) konnte nun erstmalig nachweisen, dass alle drei oben genannten Verhaltensund Psychotherapien bei erwachsenen magersüchtigen Frauen Erfolge erzielen. „In allen drei Behandlungsgruppen legten die Frauen an Gewicht zu“, erklärt Professor 
Dr. Stephan Zipfel die Ergebnisse. Er ist der ärztliche Direktor der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsklinik Tübingen. Gemeinsam mit Professor Dr. Wolfgang Herzog, Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik der Universitätsklinik Heidelberg, leitete er die Studie. In der Vergangenheit brachen bis zur Hälfte aller Patientinnen die Therapie ab. Oder sie fasteten nach Therapieende so lange, bis die mühsam zugenommenen Pfunde wieder weg waren. „Wichtig ist deshalb, dass wir die Patientinnen während und auch ein Jahr nach Ende der Therapie untersucht haben. Nur so wissen wir, ob der Therapieerfolg länger anhält“, ergänzt Herzog.
Besonders Erfolg versprechend sind die Ergebnisse der dritten Gruppe. In dieser Gruppe mussten weniger Frauen während der Behandlung ins Krankenhaus eingewiesen werden als in den beiden anderen Gruppen. Auch die kognitive Verhaltenstherapie der zweiten Gruppe führte zu einer Gewichtszunahme. Diese war zwar zu Anfang der Therapie sogar deutlicher als in den beiden anderen Gruppen, flachte jedoch insbesondere nach Therapieende wieder ab. Generell war die Gewichtszunahme aber in beiden Gruppen auch nach einem Jahr noch messbar. Auch die Akzeptanz der beiden neuen Therapieformen, also der kognitiven Verhaltenstherapie und der fokalen psychodynamischen Therapie, war sehr hoch. „Das ist gerade bei psychischen Behandlungen besonders wichtig, weil der Behandlungserfolg davon abhängt, ob die Patientinnen bereit sind, etwas zu ändern“, so Zipfel.
Auch Melissa hat wieder zugenommen. Sie weiß auch mittlerweile, dass sie die zusätzlichen Kilos braucht, um gesund zu bleiben. Der Rock, der ihr damals zu klein war, flattert ihr zwar immer noch unförmig um die Beine. Aber sie ist auf einem guten Weg. „Wir freuen uns, dass uns das Bundesforschungsministerium finanziell so unterstützt hat, dass wir jetzt sogar nach zwei Jahren nochmal schauen konnten, ob Frauen wie Melissa S. wirklich langfristig geholfen werden kann“, sagt Herzog.

Forschungsverbund Essstörungen

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert seit 2006 fünf Forschungsverbünde zur Psychotherapie. Das Ziel dieser Fördermaßnahme ist es, die Wirksamkeit psychotherapeutischer Ansätze bei verschiedenen psychischen Erkrankungen, darunter Aufmerksamkeitsstörungen, soziale Phobie, Essstörungen, Schizophrenie und Panikstörungen, zu überprüfen. Der Verbund „Eating Disorders Diagnostic and Treatment Network“ (EDNET) ist einer von ihnen. Er vereint international anerkannte deutsche Forscherinnen und Forscher auf dem Gebiet der Essstörungen. Die in diesem Beitrag vorgestellte Studie bei ambulanten Patientinnen mit Anorexia Nervosa ist ein Bestandteil dieses Forschungsverbundes.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Stephan Zipfel
Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Universitätsklinik Tübingen Osianderstraße 5
72076 Tübingen
Tel.: 07071 29-86719
Fax: 07071 29-4541
E-­Mail: antop.ednet@med.uni-tuebingen.de

Prof. Dr. Wolfgang Herzog
Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin
Medizinische Klinik
Im Neuenheimer Feld 410
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 56­8649
Fax: 06221 56-5749
E­-Mail: wolfgang.herzog@med.uni-heidelberg.de

Quelle Bundesministerium für Bildung und Forschung

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Sonntag, 13. April 2014

Vererbte Traumata

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
Extreme Erlebnisse verändern die Betroffenen. Und oftmals auch Jahre später ihre Kinder. Forschende der Universität und ETH Zürich haben nun einen Puzzlestein entlarvt, wie die Vererbung von Traumata zustande kommen könnte.

In der Psychologie ist das Phänomen schon lange bekannt: Traumatische Erlebnisse lösen Verhaltensauffälligkeiten aus, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Dass physiologische Vorgänge dahinterstecken, beginnen Wissenschaftler erst langsam zu verstehen. «Es gibt Erkrankungen, wie zum Beispiel bipolare Störungen, die familiär auftreten, aber nicht auf ein bestimmtes Gen zurückzuführen sind», erklärt Isabelle Mansuy, Professorin an der ETH und Universität Zürich. Mit ihrer Forschungsgruppe am Institut für Hirnforschung der Universität Zürich untersucht sie die molekularen Prozesse der nicht-genetischen Vererbung von Verhaltensveränderungen nach extremen Stresserfahrungen.



Nun ist es den Forschenden um Mansuy gelungen, eine wichtige Komponente dieses Phänomens zu identifizieren: kurze RNA-Moleküle. Diese werden durch Enzyme hergestellt, welche einzelne Abschnitte der Erbinformation (DNA) ablesen und anhand dieser Vorlage RNA produzieren. Andere Enzyme schneiden anschliessend diese RNAs zurecht, so dass daraus eine Vielzahl verschiedener als Micro-RNAs bezeichneten Moleküle entstehen. Diese kommen natürlicherweise in Zellen vor und übernehmen regulierende Aufgaben, beispielsweise steuern sie, wie viele Kopien eines bestimmten Proteins produziert werden.

Kleine RNAs mit grosser Wirkung

Mansuy und ihr Team untersuchten die Anzahl und Art verschiedener Micro-RNAs in Mäusen, die sie stressigen Situationen ausgesetzt hatten, und verglichen die Werte mit nicht-gestressten Mäusen. Dabei entdeckten sie, dass Stress zu einem Ungleichgewicht der Micro-RNAs in Blut, Gehirn und in Spermien führt. Das heisst, von einigen Micro-RNAs gab es mehr, von anderen weniger als in entsprechenden Zellen der Kontrolltiere. Dadurch laufen Zellprozesse, die durch diese Micro-RNAs gesteuert werden, aus dem Ruder.

Nach den Stresserfahrungen verhielten sich die Mäuse deutlich anders: Sie verloren zum Teil ihre natürliche Scheu vor offenen Räumen und hellem Licht. Diese Verhaltensauffälligkeiten übertrugen sich auch auf die nächste Generation durch Spermien, obwohl der Mäusenachwuchs selbst keinem Stress ausgesetzt wurde.

Noch bis zur Enkelgeneration vererbt

Auch der Stoffwechsel des Nachwuchses der gestressten Mäuse ist beeinträchtigt: Insulin- und Blutzuckerspiegel lagen bei diesem tiefer als bei Jungtieren, deren Elterngeneration keinen Stress erfahren hatte. «Wir konnten erstmals beweisen, dass traumatische Erfahrungen den Stoffwechsel beeinträchtigen und diese Veränderungen erblich sind», sagt Mansuy. Die Stoffwechsel- und Verhaltensänderungen setzten sich sogar noch bis in die nächste Generation fort.

«Mit dem Ungleichgewicht der Micro-RNAs in Spermien haben wir einen Informationsträger entdeckt, über den Traumata vererbt werden könnten», erklärt Mansuy. Es seien jedoch noch einige Fragen offen, zum Beispiel wie genau es zu dem Ungleichgewicht der kurzen RNAs kommt. «Sehr wahrscheinlich sind sie Teil einer Wirkkette, die damit beginnt, dass der Körper zu viele Stresshormone produziert.»

Der gleiche Mechanismus könnte aber auch der Vererbung anderer erworbener Eigenschaften zugrunde liegen, vermutet die Forscherin. «Die Umwelt hinterlässt ihre Spuren im Gehirn, den Organen und auch in Keimzellen. So werden diese Spuren teilweise an die nächste Generation weitergegeben.»

Derzeit arbeiten Mansuy und ihr Team daran, die Rolle der kurzen RNAs in der Traumavererbung auch bei Menschen zu untersuchen. Da sie das Ungleichgewicht der Micro-RNAs bei Mäusen auch im Blut nachweisen konnten, sowohl bei der Eltern- als auch bei der ersten Nachwuchsgeneration, hoffen die Wissenschaftler, daraus einen Bluttest für die Diagnostik entwickeln zu können.

Quelle Informationsdienst Wissenschaft idw
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Sonntag, 6. April 2014

Gehirn bestimmt, ob man Pessimist oder Optimist ist

Für die einen ist das Glas immer halb voll, für die anderen immer halb leer. Vor allem Pessimisten würden das oft gern ändern. Doch scheint die Frage, ob wir optimistisch oder pessimistisch sind, fest im Gehirn verankert zu sein.

Psychologen von der Michigan State Universität in den USA hatten in einer Studie untersucht, wie sich Gehirnreaktionen von Optimisten und Pessimisten unterscheiden. "Dabei haben wir zum ersten Mal einen Gehirn-Marker gefunden, bei dem sich negativ denkende Menschen von positiv denkenden unterscheiden", sagt Studienleiter Jason Moser. Gemeinsam mit Kollegen hatte er rund 70 Studienteilnehmerinnen zunächst einschätzen lassen, ob sie eher positiv oder eher negativ und sorgenvoll denken, und ihnen danach verschiedene, negative Bilder gezeigt. Auf diesen war beispielsweise zu sehen, wie ein Mann einer Frau ein Messer an den Hals hielt. Die Teilnehmerinnen sollten sich dann eine positive Wendung der Szene vorstellen, zum Beispiel, dass sich die Frau von dem Mann befreien und entkommen konnte. Gleichzeitig maßen die Forscher die Hirnaktivität der Frauen.

Das Ergebnis: Frauen, die sich selbst als optimistisch eingestuft hatten, wiesen eine deutlich geringere Hirnaktivität auf als Pessimistinnen. Und bei Frauen, die negativ dachten, verstärkte sich die Aktivität paradoxerweise sogar noch, wenn sie ihre negativen Emotionen unterdrücken sollten. Es fiel ihnen offenbar schwerer, sich für eine negative Situation einen positiven Ausgang vorzustellen. "Tatsächlich scheinen sich die negativen Gefühle zu verstärken, wenn die Frauen dazu aufgefordert werden, positiv zu denken", sagt der Psychologe. Der gut gemeinte Rat, sich keine Sorgen zu machen oder etwas positiv zu sehen, helfe einem pessimistischen Menschen daher nicht immer weiter. "Ein besserer Weg wäre zum Beispiel, den Freund dazu zu ermutigen, über ein Problem auf eine andere Weise nachzudenken und andere Strategien anzuw enden", sagt Moser.

Quelle Aponet.de
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