Freitag, 29. August 2008

Erst Schulkinder lernen zu teilen

27.08.08 - Einen Sinn für Gerechtigkeit entwickeln Kinder erst im Alter von sieben bis acht Jahren. Dann teilen sie Süßigkeiten meist gerecht mit anderen Kindern, vor allem wenn sie diese kennen. Jüngere Kinder von drei bis vier Jahren hingegen denken in erster Linie an sich selbst.


Ernst Fehr von der Universität Zürich und seine Mitarbeiter hatten insgesamt 229 Kinder zwischen drei und acht Jahren zu einer Reihe spielerischer Experimente aufgefordert. Spieleinsatz waren die für Kinder wohl kostbarsten Güter: Süßigkeiten.


Erst im Alter von etwa sieben Jahren geben Kinder anderen auch gerne etwas ab. Foto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio
Jeweils ein Kind sollte entscheiden, wie es eine festgelegte Menge von Süßigkeiten mit einem anderen (nicht anwesenden) Kind teilte. So stand beispielsweise zur Wahl, zwei Schokolinsen für sich zu behalten und dem anderen Kind keines abzugeben oder die beiden Schokodrops eins zu eins untereinander zu teilen.

Drei- bis vierjährige Kinder verhielten sich in diesem Versuch fast ausnahmslos egoistisch und behielten die Schokolinsen für sich. Im Alter von fünf bis sechs Jahren teilten immerhin schon rund ein Fünftel der kleinen Probanden ihre Süßigkeiten. Aber erst mit sieben, acht Jahren teilte fast die Hälfte der Kinder gerecht. Diese Gruppe begann mehr und mehr, an andere zu denken, das zeigten auch weitere Experimente. Sie entwickelten einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und sorgten dafür, dass ihr Spielpartner nicht mehr, aber auch nicht weniger bekam als sie selber.

Sowohl genetische als auch soziale Faktoren spielen eine Rolle

Selbstlos an andere zu denken und bevorzugt mit Freunden oder Familienmitgliedern zu teilen seien Verhaltensweisen, die für den Menschen kennzeichnend seien, schreiben die Forscher. Schon die Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften seien darauf angewiesen gewesen, ihre Beute miteinander zu teilen. Zumindest zum Teil sei die Entstehung solcher Verhaltensweisen vermutlich genetisch festgelegt. Andererseits förderten Kultur und Erziehung ihr Entstehen. So lernten kleine Kinder vom Kindergarten bis zur Schule, dass Verhaltensweisen wie Gleichbehandlung und Gerechtigkeit gewünscht sind.

Der Wunsch, Ungleichbehandlungen zu verhindern, unterscheide uns von anderen Tieren und auch von unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen, schreiben die Forscher. Diese teilten ihr Futter in der Regel nicht mit anderen und blieben ihr Leben lang eher selbstsüchtig.

Quelle aerztlichepraxis.de

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