Donnerstag, 3. Juli 2008

Diclofenac und Ibuprofen im Trinkwasser

03.07.08 - Das deutsche Trinkwasser weist Arzneimittelrückstände auf. Die Befunde sind nicht alarmierend, dennoch sind Gegenmaßnahmen erforderlich.

Zehn Wirkstoffe - darunter Bezafibrat, Diclofenac, Ibuprofen und Röntgenkontrastmittel - seien mehrfach gefunden worden, sagt der renommierte Toxikologe Hermann Dieter vom Umweltbundesamt.


Bei anderen gebe es einen oder einige wenige Befunde. Wie viele der 3.000 zugelassenen Wirkstoffe im Trinkwasser vorkommen, sei schwer abzuschätzen, eine wissenschaftliche Aussage nicht möglich. In der zukunft würden verbesserte Analysemethoden vermutlich weitere Arzneien zutage fördern.

Die im Trinkwasser gefundenen Konzentrationen seien zwischen 100 und eine Million Mal niedriger als übliche Tagesdosen, erklärt Dieter. Das bedeute aber nicht, dass sie unbedenklich seien: "Eine Quantifizierung des Risikos auf einer wissenschaftlich fundierten Grundlage ist noch nicht möglich."

Vor allem die langjährigen Effekte seien noch unklar. Es gebe aber ernstzunehmende Hinweise aus der Tierwelt: Bei Fischen etwa, die an Kläranlagen-Ausgängen leben, wurden nach Östrogen-Aufnahme (Ethinylestradiol aus der Antibabypille) Geschlechts-Umwandlungen beobachtet.

Die Rückstände gelangen vor allem durch die menschlichen Ausscheidungen ins Abwasser und können von den Kläranlagen nicht ausreichend gefiltert und gereinigt werden. Ein Problem ist aber dem Bundesumweltamt zufolge auch, dass unwissende oder allzu bequeme Verbraucher nicht eingenommene oder abgelaufene Medikamente einfach in der Toilette entsorgen.


... kommen offenbar mit dem Trinkwasser aus der Leitung. Fotos: Bilderbox
Bei den aufgespürten Substanzen legen Experten jetzt tolerierbare Maximalkonzentrationen fest, erklärt der Vorsitzende der Trinkwasserkommission, Prof. Martin Exner. "Wir wollen erreichen, dass jedwede Substanz, die im Trinkwasser nichts zu suchen hat oder deren Wirkung noch nicht bekannt ist, auf einen Minimalwert von 0,1 Mikrogramm pro ein Liter Trinkwasser reduziert wird." Bei mutagenen Substanzen werde der Wert noch deutlich niedriger anzusetzen sein.

Es sei aber ein Illusion zu glauben, dass jeder Stoff erfasst werden könne, zumal ständig neue Wirkstoffe und Arzneien hergestellt würden, warnt der Bonner Experte. Die Abwasseraufbereitung müsse technologisch aufgerüstet werden - gefragt seien etwa Nano- oder Mikrofiltration oder Aktivkohlverfahren.

Bundesumweltamt-Experte Dieter sieht keinen Anlass, Alarm zu schlagen oder gar auf Leitungswasser zu verzichten. Aber: "Das Problem nimmt zu und wir müssen jetzt etwas tun."

Quelle aerztlichepraxis.de

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