Samstag, 5. Juli 2008

Praxisgerechte Lehrerausbildung

Es ist kaum zu verstehen, aber wahr. Nur sehr langsam setzt sich die Erkenntnis auch in den entscheidenden Kremien durch, dass es nicht reicht, wenn ein Lehrer seinen zu vermittelnden Stoff erstklassig beherrscht.
Mindestens genauso wichtig ist es doch, diesen auch kindgerecht vermitteln zu können. Diese jedermann eigentlich verständliche Tatsache scheint nunmehr ganz langsam auch in die Lehrerausbildung Einzug zu halten. Spät aber immerhin. Anbei beispielhaft ein Gesetzesentwurf zur Reform der Lehrerausbildung in NRW.


Düsseldorf, den 24.06.2008
Künftig gleich lange Ausbildungsdauer bei stärkerem Praxisbezug und inhaltlicher Profilierung der einzelnen Lehrämter

Kabinett verabschiedet Gesetzentwurf zur Reform der Lehrerausbildung
Das Ministerium für Schule und Weiterbildung und das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie teilen mit:


Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat den Referentenentwurf des Gesetzes zur Reform der Lehrerausbildung verabschiedet. Schulministerin Barbara Sommer und Innovationsminister Prof. Andreas Pinkwart stellten ihn heute in Düsseldorf vor. "Wir wollen den Lehrkräften der Zukunft eine bessere Ausbildung geben, damit die Schülerinnen und Schüler künftig in noch besseren Schulen lernen", sagte Ministerin Barbara Sommer zu den Zielen des Gesetzentwurfes. "Denn Schüler können nur so gut lernen, wie sie unterrichtet werden, und Lehrer können nur so gut unterrichten, wie sie ausgebildet werden", so Minister Pinkwart weiter. Die Landesregierung stellt für die Reform bis 2015 rund 106 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung.


Der Gesetzentwurf orientiert sich an den Empfehlungen der Expertenkommission unter der Leitung des Bildungsforschers Prof. Jürgen Baumert. Der Entwurf sieht eine vertiefte fachliche und pädagogische Ausbildung und eine für alle Lehrämter von der Grundschule bis zum Gymnasium gleich lange, sechsjährige Ausbildungszeit vor. Das Studium gliedert sich künftig für alle Schulformen in ein dreijähriges Bachelor- und ein zweijähriges Masterstudium, dessen Abschlussprüfung das bisherige Erste Staatsexamen ersetzt. Das so wichtige frühe Lernen wird durch ein eigenes Grundschullehramt aufgewertet.


Der anschließende einjährige Vorbereitungsdienst wird gestrafft, modernisiert und in wesentlichen Teilen curricular neu gestaltet. Er orientiert sich stärker an zeitgemäßen Formen der Beratung und des Coachings und wird auch zukünftig mit einem Staatsexamen abschließen.


Die größere Praxisnähe an entscheidenden Stellen der Ausbildung ist einer der Kernpunkte der Reform. "Damit schon die Studierenden im Alltag der Schule erproben können, ob sie sich für den Lehrerberuf eignen und ob ihnen der Beruf des Lehrers Freude macht, wird ein so genanntes Assistenzpraktikum vor Aufnahme des Studiums eingeführt", sagte Sommer. In der ersten Studienphase ist neben einem dreiwöchigen Schulpraktikum ein außerschulisches Praktikum in der Kinder- und Jugendarbeit vorgesehen. Teil des Masterstudiums ist ein integriertes Praxissemester, das den Lernort Schule einbezieht.


In den Universitäten wird die Lehrerausbildung durch die Schaffung eigenständiger Organisationseinheiten deutlich gestärkt. Diese Zentren für Lehrerausbildung haben künftig die inhaltliche Verantwortung für die Studiengänge. Fachdidaktische und erziehungswissenschaftliche Inhalte werden vermehrt Teil des Studiums. Pinkwart: "Angehende Lehrer sollen an der Universität nicht nur lernen, was sie später unterrichten, sondern auch, wie sie unterrichten."


Der Referentenentwurf des Gesetzes geht nun zunächst in die Verbandsanhörung. Der Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens ist für das Frühjahr 2009 angestrebt. Spätestens mit dem Wintersemester 2010/2011 sollen alle Lehramtsstudiengänge auf Bachelor- und Masterstrukturen umgestellt werden.

Keine Kommentare:

© terrapie´s PsychoBlog. Alle Rechte vorbehalten. Das Downloaden und die Vervielfältigung sämtlicher Inhalte bedarf der Zustimmung des entsprechenden Autors.Verlinkungen dürfen ohne Zustimmung der Autoren gemacht werden.