Montag, 15. Februar 2010

Deutschlands Kinder hören immer schlechter

Ein etwas älterer aber noch aktueller Artikel aus 2009 zum Thema Hörschäden bei Kindern und Jugendlichen. Die steigende Zahl von Hörschäden ist nicht verwunderlich, wenn man, neben anderen Belastungen, die inzwischen übliche musikalische Dauerberieselung über MP3-Player, Handy oder IPod bedenkt. Wobei es hier nicht um das gelegentliche Hören lauter Musik geht, sondern eben die dauerhafte, gewohnheitsmäßige Berieselung mit "Lärm", der auch einen Gewöhnungseffekt verursacht, so dass eine übermäßige, gesundheitsschädliche Lautstärke irgendwann gar nicht mehr wahrgenommen wird. Und eine nicht akute sondern schleichende Schädigung der Ohren wird leider erst wahrgenommen, wenn schon ein erheblicher Gehörschaden eingetreten ist.


Artikel: Deutschlands Kinder hören immer schlechter

Kinder und Jugendliche in Deutschland hören immer schlechter. In den letzten Jahren ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die ein Hörgerät benötigen, um 38 Prozent angestiegen. Dies belegen aktuelle Daten der DAK. Konkret heißt das: Während im Jahr 2005 420 Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 17 Jahren ein Hörgerät erhielten, wurden im vergangenen Jahr bereits 580 Versicherten unter 18 Jahren ein Hörgerät verschrieben. Ohrenärzte gehen davon aus, dass diese Entwicklung anhält: „In Zukunft werden immer mehr Kinder und Jugendliche unter einer bleibenden Hörschädigung leiden“, warnt HNO-Arzt und DAK-Experte Dr. Gernot Hermanussen. „Besorgniserregend ist, dass viele junge Menschen überhaupt nicht wissen, dass ein geschädigtes Hörvermögen nicht heilbar ist.“

Inzwischen hat fast jeder vierte Jugendliche in Deutschland einen nicht heilbaren Hörschaden. Sie hören so schlecht wie ältere Menschen. Hauptursache dafür ist meist zu laute Musik. Häufige Disko-Besuche, Pop-Konzerte und eine Dauerberieselung über Mini-Kopfhörer am Ohr können das Gehör unheilbar schädigen. Das Tückische an der Musik ist, dass Musiktöne angenehmer wahrgenommen werden als beispielsweise eine Kettensäge oder ein Presslufthammer. Das führt dazu, dass viele Jugendliche die Musik automatisch lauter stellen. „Wer jahrelang Musik mit Schalldruckpegeln über 100 Dezibel hört, schädigt die feinen Haarzellen im Innenohr so stark, dass am Ende eine bleibende Hörschädigung daraus wird“, erklärt HNO-Arzt Dr. Gernot Hermanussen. Alles, was über 85 Dezibel liegt, gilt per Gesetz bereits als „Lärmarbeitsplatz“. Diese Lautstärke erreicht beispielsweise ein LKW im Straßenverkehr.

Wer erst einmal einen Gehörschaden hat, muss sich auf unangenehme Einschränkungen im Alltag einstellen. Vier Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen leiden nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bereits an einer so genannten Hochtonschwerhörigkeit, die durch laute Knalle von Spielzeugpistolen, Feuerwerkskörpern oder auch Trillerpfeifen verursacht wird. Vogelzwitschern und hohe Stimmen können diese Kinder nur noch schwer wahrnehmen. Später werden Unterhaltungen anstrengender und auch der Musikgenuss eingeschränkt. „Jugendliche mit einem Hörschaden, die beispielsweise Lehrer, Pilot oder Kfz-Mechaniker werden möchten, haben ebenfalls schlechte Karten“, so der DAK-Experte. „Sie könnten bereits an der medizinischen Eingangsuntersuchung scheitern.“

Zum Tag des Lärms am 29. April appelliert die DAK deshalb an alle Eltern, mit ihren Kindern über gehörschädigenden Lärm zu reden. Bereits in jungen Jahren sollten gerade junge Menschen ihre Ohren vor zu viel Krach schützen. Denn ist das Hördefizit erst einmal da, ist es bereits zu spät.


Quelle DAK, 04.2009

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