Montag, 16. Februar 2009

Fernseher gehören nicht ins Kinderzimmer!

Hier mal wieder ein älterer Artikel, den ich soeben im Internet entdeckt habe.
Auch wenn der Beitrag bereits aus dem jahre 2006 ist, dürfte er an Aktualität nichts eingebüßt haben. Im Gegenteil. Im Mittelpunkt steht die Frage, welchen Einfluss das Fernsehen auf unsere Kinder in Bezug auf ihr Verhalten hat. Dabei ist es inzwischen wohl nicht mehr vorwiegend das Fernsehen, sondern die Vielzahl an multimedialen Neuerungen wie ICQ, Schüler-VZ, Internet allgemein, Handy und all die anderen technischen Neuerungen unserer Informationsgesellschaft, die wesentlichen Einfluss auf unsere Kinder ausüben. Und in ihrer Vielfalt und Eindringlichkeit vielleicht nicht immer einen wünschenswerten.


04.07.2006

Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder, die einen eigenen Fernseher im Zimmer haben, durch häufigeres und längeres Fernsehen schulische Schwächen und deutliche Beeinträchtigungen in ihrer Gesundheit entwickeln können.
Je länger Kinder vor dem Fernseher sitzen, desto größer ist das Risiko für Störungen einer gesunden, kindgerechten Entwicklung.
Professor Berthold Koletzko, Dr. von Haunersches Kinderspital in München, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit, kann dies nur bestätigen: " Es gibt immer mehr Nachweise dafür, dass der Anteil des Fernsehens mit Bewegungsmangel, Übergewicht, Verhaltensauffälligkeiten, Leseschwäche und mit einer insgesamt verzögerten mentalen Entwicklung korreliert."

Eine Umfrage des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, die das "Bildschirmverhalten" von Kindern und Jugendlichen untersuchte, veröffentlichte Zahlen, die die Brisanz des Themas untermauern:
o Von 5529 befragten Schülern der vierten Klasse haben 36,1 Prozent einen Fernseher im Kinderzimmer, 36 Prozent einen eigenen PC, 26,8 Prozent eine Spielkonsole und 22,4 Prozent ein Videogerät.
o Schüler, die einen eigenen Fernseher haben, sehen durchschnittlich 2 Stunden 17 Minuten an Schultagen fern, an freien Tagen bereits 3 Stunden 24 Minuten.
Schüler ohne eigenen Fernseher im Kinderzimmer sehen dagegen mit 1 Stunde 23 Minuten an Schultagen und 2 Stunden 10 Minuten an freien Tagen deutlich weniger fern.
o Schülern, die einen eigenen PC oder ein eigenes Videogerät in ihrem Zimmer haben, sind täglich mehr als doppelt so lange vor den Bildschirmen zu finden, als Kinder ohne ein eigenes Gerät im Kinderzimmer.
Die Probleme, die sich daraus nachweislich ergeben, sind vielfältig.

Entscheidend für die Entstehung von Übergewicht ist das Missverhältnis zwischen Kalorienaufnahme und Kalorienverbrauch.
Das Risiko für Übergewicht steigt mit zunehmend sitzender Lebensweise mit geringer körperlicher Aktivität. Bei niedrigem Energieverbrauch sind die Muskeln entsprechend schwach und die Fettverbrennung gering. Hinzu kommt, dass die Werbung ein, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), sehr schlechtes Bild der Ernährung vermittelt und zum falschen Essen verführt. Die nebenbei verzehrten Snacks sind in der Energiebilanz oft einfach zu viel.

Der Kinder- und Jugendarzt Dr. Winterstein vom Gesundheitsamt Göppingen untersuchte im Rahmen von Schuleingangsuntersuchungen die geistige Reife bei 1.894 Vorschulkindern. Auch hier wurden Parallelen zur Dauer des Fernsehkonsums deutlich: Je öfter und länger die Kinder vor dem Fernseher saßen, umso ungenauer stellten die Vorschulkinder in einem Zeichentest die Menschen dar.
"Die schnelle Bildfolge beim Fernsehen", so Dr. Winterstein, "verhindert eine betrachtende Wahrnehmung und dadurch auch einen inneren Bildaufbau."

Auch in Neuseeland mussten Wissenschaftler feststellen, dass Kinder, die im Alter zwischen 5 und 15 Jahren zu den "Vielsehern" ( mehr als 3 Stunden täglich) gehörten, 30 Jahre später am häufigsten keinen Schulabschluss erreicht hatten, während von den 1000 Teilnehmern der Studie, die in ihrer Kindheit und Jugend eher wenig fern gesehen hatten, die "Wenigseher" am häufigsten einen Universitätsabschluss nachweisen konnten.

Die Aufmerksamkeitsdefizitstörung, kurz ADS oder auch ADHS, bei gleichzeitiger Hyperaktivität, ist heute eine viel diskutierte Verhaltensstörung, die sich durch Unruhe, Impulsivität, leichte Ablenkbarkeit und Vergesslichkeit ausdrückt.
In Deutschland leiden zwischen 2 bis 6 Prozent aller Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren an dieser Verhaltensstörung.
Professor Manfred Spitzer, Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm, berichtet in seinem kürzlich erschienen Buch "Vorsicht Bildschirm" (Klett-Verlag) über eine Untersuchung von Wissenschaftlern der Universität Seattle an über 2.500 Kinder, die unter dem Aspekt der Aufmerksamkeitsstörung den Fernsehkonsum von Kindern im Alter zwischen 1,8 bzw. 3,8 Jahren untersuchte. Das wichtigste Ergebnis: "Je mehr Zeit die Kinder früher vor dem Fernseher verbrachten, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie in der Grundschule an einer gestörten Aufmerksamkeit litten."

Studien in den USA, Kanada und Deutschland kamen zu folgenden Erkenntnissen:
Gewalt mit Spielszenen um Leben und Tod in Fernsehsendungen und Computerspielen erhöht auch die Gewaltbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen und verzerrt häufig das Bild der Wirklichkeit, wobei Wissenschaftler gewalttätige Computerspiele gefährlicher einstufen als das gesendete Programm.

Es ist häufig so, dass das Fernsehen für Kinder und Jugendliche zur liebsten Freizeitbeschäftigung geworden ist und so auch einen großen Einfluss auf deren Entwicklung hat.
Die Stiftung Kindergesundheit rät Eltern daher, den Fernsehkonsum ihrer Kinder zu kontrollieren, möglichst zu reduzieren und Programme altersgerecht auszuwählen. Eine Stunde Fernsehen pro Tag ist für Kinder in einem Alter von 10 bis 11 Jahren genug. Professor Koletzko appelliert an die Eltern auch für ausreichend Bewegungsmöglichkeiten ihrer Kinder zu sorgen, um so den nötigen Ausgleich zu schaffen.

Vorbeugen ist besser als heilen.
Deshalb setzt sich die Stiftung Kindergesundheit, unter dem Vorsitz von Herrn Prof. Koletzko, Dr. von Haunersches Kinderspital München, für eine verbesserte Gesundheitsvorbeugung ein, fördert die hierzu notwendige Forschung und die Verbreitung wissenschaftlich gesicherter Informationen für Ärzte und Familien mit Kindern. Unser Engagement gilt nicht nur Kindern mit besonderen gesundheitlichen Problemen. Die gewonnenen Erkenntnisse kommen allen Kindern und ihren Familien zugute.

Weiter Informationen unter: http://www.kindergesundheit.de


Quelle Informationsdienst Wissenschaft idw

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