Montag, 24. November 2008

"Verdrahtung" im Gehirn entscheidet über Neugier

24.11.08 - Manche Menschen sind ständig auf der Suche nach dem neuen Kick, andere halten eher an Altbewährtem fest. Das scheint unter anderem mit der "Verdrahtung" von Hippocampus und Striatum zusammen zu hängen.


Das haben Wissenschaftler der Universität Bonn festgestellt. Auch wie sehr jemand nach Anerkennung strebt, wird anscheinend durch die Nervenstränge im Gehirn mit bestimmt.

Bei "neu-gierigen" Menschen ist den Bonner Forschern Michael X. Cohen und PD Dr. Bernd Weber zufolge die Nervenverbindung zwischen ventralem Striatum und Hippocampus besonders ausgeprägt. Im Striatum sitzt das Belohnungssystem, der Hippocampus beheimatet bestimmte Gedächtnis-Funktionen.

Identifiziert der Hippocampus eine Erfahrung als neu, sendet er demnach ein entsprechendes Feedback an das Striatum. Dort werden dann bestimmte Hirnbotenstoffe frei, die für positive Gefühle sorgen. Bei Menschen, die stets das Neue suchen, sind Striatum und Hippocampus besonders gut verkabelt, wie Cohen und Weber in einer Studie (Nat Neurosc; doi: 10.1038/nn.2228) zeigen konnten.

Kernspin revolutioniert Hirnforschung
Die individuelle "Verdrahtung" des Gehirns ließ sich bislang nur mit großen Mühen sichtbar machen. Doch moderne Kernspin-Tomographen lassen erkennen, in welche Richtung das Wasser im Gewebe diffundiert. Da die Gewebsflüssigkeit Nervenstränge nicht zu durchdringen vermag, kann sie lediglich daran entlang fließen. Diese "gerichteten" Wasserströme werden im Tomographie-Bild sichtbar. "Mit dieser ungefährlichen Methode können wir völlig neue Fragestellungen zur Funktion des Gehirns bearbeiten", begeistert sich Cohen.

Fragebögen zur Persönlichkeit
In der aktuellen Studie haben sich die Bonner Forscher auf die "Verdrahtung" des Striatums konzentriert. Zusätzlich mussten die Probanden auf einem Fragebogen ankreuzen, welche Beschreibungen ihre Persönlichkeit am besten charakterisieren - beispielsweise: "Ich probiere oft neue Dinge nur aus Spaß oder der Herausforderung wegen aus."

In Beschreibungen wie "Ich möchte anderen Menschen so viel wie nur möglich gefällig sein" ging es dagegen um soziale Anerkennung. Auch dabei stießen die Forscher auf einen Zusammenhang: "Je stärker die Verbindung zwischen Stirnlappen und ventralem Striatum, desto ausgeprägter ist der Wunsch nach Bestätigung durch die Umgebung", sagt Weber.

Ganz unerwartet ist das nicht: Man weiß beispielsweise, dass Menschen mit Stirnlappen-Defekten häufiger gegen soziale Normen verstoßen. Die Bonner wollen jetzt noch klären, ob sich Menschen je nach "Verdrahtung" ihres Gehirns auch tatsächlich unterschiedlich verhalten.

Quelle aerztlichepraxis.de

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