Dienstag, 1. Juli 2008

WHO-Studie zu Kokain und Cannabis


01.07.08 - Dass eine liberale Drogenpolitik den Konsum stimulierender Substanzen nicht unbedingt verstärkt, zeigt eine aktuelle WHO-Studie. Überraschendes Ergebnis: US-Amerikaner führen die Statistik des Kokain- und Cannabis-Konsums an und überrunden die Niederlande damit bei weitem. Deutschland liegt im internationalen Vergleich vor allem beim Alkoholkonsum weit vorne.


Ein Forscherteam um Louise Degenhardt von der University of New South Wales in Sydney (Australien) befragte 54.068 Menschen aus 17 Ländern zu ihrem Drogenkonsum. Die persönlichen oder telefonischen Interviews basierten auf dem WHO Composite International Diagnostic Interview (CIDI) 3.0. Dabei wurde ergefragt, ob die Teilnehmer schon einmal Alkohol, Tabak, Cannabis oder Kokain zu sich genommen hatten.

Deutschland belegt 2. Platz beim Alkoholkonsum
Erwartungsgemäß hatten die rund 90 Prozent der Teilnehmer in Europa, Nord- und Südamerika sowie Neuseeland schon mindestens einmal Alkohol getrunken. Die Ukraine führte dabei die Statistik mit 97 Prozent an, gefolgt von Deutschland (95,3 Prozent) und Neuseeland (94,8 Prozent). Bedingt durch kulturelle Unterschiede hatte nur rund die Hälfte der Einwohner Afrikas, Chinas und des mittleren Osten Kontakt mit Alkohol gehabt.

Beim Rauchen zeigen sich die US-Amerikaner am wenigsten gesundheitsbewusst, 73 Prozent von ihnen hatten schon mal zur Zigarette gegriffen, während dies in Europa nur rund die Hälfte der Einwohner getan hatten (Deutschland 51,9 Prozent).

US-Amerikaner rauchen mehr Cannabis als Holländer
Unerwartet fielen die Studienergebnisse hinsichtlich des Cannabis-Konsums aus. Die liberalen Niederlanden, in denen der Besitz und Konsum kleiner Mengen Marihuana legal ist, belegte nur den 3. Platz (19 Prozent). Die USA brachten es jedoch auf stattliche 42,4 Prozent und führten damit die Statistik an - dicht gefolgt von Neuseeland, wo immerhin 41,9 Prozent der Befragten schon einmal Cannabis probiert hatten. Der Konsum in Deutschland zeigte sich mit 17,5 Prozent moderat.

Auch beim Kokainkonsum finden sich mit einem Anteil von 16,2 Prozent die USA auf dem ersten Platz. Mit weitem Abstand folgen Neuseeland (4,3 Prozent), Spanien (4,1 Prozent), Kolumbien und Mexiko (jeweils 4,0 Prozent). Deutschland zeigt sich auch hier mit 1,9 Prozent eher zurückhaltend.

Mehr Geld - mehr Drogen
Bestimmte sozioökonomische Trends zeigten sich jedoch über alle Landesgrenzen hinweg: Generell griffen eher Männer als Frauen zu stimulierenden Substanzen und auch jüngere Personen häufiger als ältere. Mit dem Einkommen stieg auch der Konsum sowohl legaler als auch illegaler Drogen.

Die Studienautoren weisen auf verschiedene Schwächen im Studiendesign hin: So seien nur Menschen aus 17 Nationen befragt worden und die Anzahl der Teilnehmer unterschied sich zwischen den einzelnen Ländern. Auch könne nicht nachgeprüft werden, wie ehrlich die Antworten gewesen seien. Dennoch gebe die Studie einen guten Überblick über den Umgang mit Drogen in verschiedenen Regionen der Erde.

Studie im Original

Quelle aerztlichepraxis.de

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