Sonntag, 1. Juni 2008

Unipolare und bipolare Depression

Depression
29.05.2008 Ein abrupter Depressionsbeginn ist typisch für bipolare, nicht aber für unipolare affektive Störungen. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Universitäten Leipzig und München, in der die Geschwindigkeit des Beginns depressiver Episoden erstmals systematisch untersucht wurde. Die Erkenntnisse aus der Studie können für eine frühzeitige Diagnose und gezieltere Behandlung von depressiv erkrankten Menschen genutzt werden.


Depressive Episoden im Rahmen uni- und bipolarer affektiver Störungen beginnen bei jedem Patienten unterschiedlich schnell. "Zum einen gibt es Patienten, bei denen sich depressive Phasen langsam, über mehrere Wochen einschleichen. Zum anderen gibt es aber auch Patienten, die den Beginn einer depressiven Episode oft auf die Stunde genau angeben können, und das unabhängig von äußeren auslösenden Faktoren, " erläutert Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie der Universität Leipzig und Sprecher des Kompetenznetzes Depression, Suizidalität. Mittels eines speziellen Fragebogens ("Onset of Depression Inventory", ODI) haben Hegerl und sein Team dieses Phänomen nun genauer untersucht.

Frühzeitig richtige Diagnose - gezielte Behandlung

Die Ergebnisse zeigen, dass depressive Episoden im Rahmen bipolarer affektiver Störungen in ihrer großen Mehrheit (58 Prozent) innerhalb einer Woche voll ausgeprägt sind, während dies nur bei einer Minderheit (7,4 Prozent) der Patienten mit unipolaren Depressionen der Fall war. Die Geschwindigkeit des Depressionsbeginns stellt somit ein wichtiges Merkmal dar, um frühzeitig zu erkennen, ob eine depressive Episode im Rahmen einer uni- oder bipolaren affektiven Störung auftritt. "Stellt sich die Depression abrupt ein, das heißt in einem oder wenigen Tagen, so spricht das für ein bipolare affektive Störung, auch wenn bisher noch keine manische Episode aufgetreten ist. Dies kann bei der Behandlung berücksichtigt werden, " schlussfolgert Psychiater Hegerl.

Rückschlüsse auf Neurobiologie und Genetik der Depression

Abrupter versus langsam einschleichender Beginn weisen zudem auf unterschiedliche Krankheitsmechanismen hin. Hiermit verbunden ist auch die Frage, ob Patienten je nach raschem oder langsamem Beginn der depressiven Episode unterschiedlich auf eine medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlung ansprechen.

Die Studie

Im Rahmen der Studie wurden bei 158 erwachsenen Patienten (108 Patienten mit unipolarer, 50 mit bipolarer Depression) die Geschwindigkeit des Beginns depressiver Episoden systematisch untersucht. Mittels der ODI-Skala wurde dabei von jedem Patienten eine strukturierte klinische Bestandaufnahme gemacht. Ausgeschlossen wurden depressive Episoden, denen ein einschneidendes Lebensereignis vorausging.
Unterstützt wurde die Studie durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das Kompetenznetz "Depression, Suizidalität" sowie das Bayerische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

Weitere Informationen unter Kompetenznetz-Depression

Quelle Informationsdienst Wissenschaft idw

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