Sonntag, 2. März 2008

So krank machen Schulden

27.02.2008 Überschuldete Menschen tragen laut einer Studie von Mainzer Forschern ein zwei- bis dreifach höheres Risiko für bestimmte Krankheiten. Gleichzeitig gehen sie aus Kostengründen seltener zum Arzt und unterlassen den Kauf verordneter Medikamente.

Aus früheren Untersuchungen sei bekannt, dass sich soziale Faktoren wie Armut oder eine niedrige Schulbildung schlecht auf die Gesundheit auswirken, heißt es in der Studie des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Nun sei erstmals die Gruppe der überschuldeten Menschen mittels anonymer Fragebögen explizit befragt worden. Ausgewertet wurden die Angaben von 666 Probanden im Alter von 18 bis 29 Jahren.

"Im Vergleich zur nicht überschuldeten Bevölkerung stellen wir ein zwei- bis dreifach größeres Risiko fest, an bestimmten Krankheiten zu leiden. Das ist eklatant", sagt Prof. Eva Münster. Rund 80 Prozent der Probanden gaben an, derzeit an mindestens einer Erkrankung zu leiden, im Durchschnitt wurden zwei Erkrankungen pro Person genannt.

Münster zufolge scheinen zwei Mechanismen zu wirken: Überschuldung macht krank. Und: Krankheit führt zu Überschuldung - etwa wenn jemand wegen gesundheitlicher Probleme den Job verliert. "Eine zusätzliche Belastung ist, dass sich bei etwa der Hälfte der Überschuldeten Freunde oder Familie aufgrund der finanziellen Notlage zurückziehen", so Münster.
Bei Männern sind Suchtprobleme häufig
Psychische Erkrankungen wie Angstzustände, Depressionen oder Psychosen sowie Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen sind mit jeweils rund 40 Prozent die häufigsten Beeinträchtigungen - Frauen sind jeweils deutlich häufiger betroffen. Auch Schilddrüsenprobleme sind eher bei Frauen anzutreffen.

Männern hingegen machen häufiger Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen zu schaffen: Jeder fünfte befragte Mann bejahte die betreffende Frage.
7,3 Prozent der Privathaushalte überschuldet
Die Zahl der Privatinsolvenzen sei in den vergangenen Jahren in alarmierender Weise angestiegen, sagte Prof. Curt Wolfgang Hergenröder, Wissenschaftlicher Leiter des Schuldnerfachberatungszentrums in Rheinland-Pfalz. Beantragten 2005 in Deutschland 68.898 Personen die Eröffnung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens, so waren es im folgenden Jahr bereits 92.310; das sind 33 Prozent mehr. Rund 2,9 Millionen Haushalte in Deutschland seien 2006 überschuldet gewesen, dies sind rund 7,3 Prozent.

Die Wissenschaftler fordern, die medizinische Versorgung für Schuldner zu verbessern. Zuzahlungen beim Arztbesuch oder für Medikamente müssten ohne bürokratischen Aufwand entfallen.

Quelle aerztlichepraxis.de

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