Dienstag, 1. Juni 2010

Angst und Trauer statt Mutterglück

Jede zehnte Frau leidet nach der Geburt unter Angststörungen /
Heidelberger Studie im Journal Acta Psychiatrica Scandinavica
veröffentlicht
Nach der Geburt nur Angst und Trauer statt Mutterliebe: Elf Prozent der Mütter leiden in den ersten drei Monaten nach der Geburt unter sogenannten postpartalen Angststörungen, sechs Prozent unter Depressionen. Dies hat eine Studie der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg mit 1.024 Frauen ergeben.
Besonders betroffen waren dabei Frauen, die bereits vor der Geburt unter Ängsten und Depressionen litten. Die Ergebnisse sind im Oktober 2008 in der internationalen Fachzeitschrift Acta Psychiatrica Scandinavica veröf-fentlicht worden.


Stimmungstiefs innerhalb der ersten Woche nach der Geburt sind nicht ungewöhnlich und vergehen in der Regel innerhalb von Stunden oder Tagen.
Ganz anders postpartale Angststörungen oder Depressionen: Sie können unbehandelt über Monate oder Jahre anhalten, belasten die Familie und können die emotionale und kognitive Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Depressive Frauen sind nicht in der Lage, eine enge Bindung zu ihrem Kind aufzubauen, haben Angst, als Mutter zu versagen, sind traurig und reizbar; dazu kommen verschiedene körperliche Beschwerden von Kopfschmerzen bis zu Herzproblemen. Frauen mit Angststörungen sorgen sich so stark um Kind und Zukunft, dass sie den Alltag kaum mehr bewältigen können, unter Panikattacken oder Raumangst leiden.

Für die Heidelberger Studie begleitete das Team der Mutter-Kind-Einheit an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Profes-sor Dr. Christoph Mundt) unter der Leitung von Dr. Corinna Reck Mütter, die zwischen 2003 und 2005 in Heidelberg oder Darmstadt entbunden hatten, die ersten drei Monate nach der Geburt. Dazu nahmen die Mütter von der zweiten bis zur zwölften Woche nach der Geburt alle zwei Wochen an einem Telefonin-terview teil oder füllten spezielle Fragebögen aus.

Die Auswertung zeigte, dass neben den Gefühlen von Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit, die charakteristisch für eine Wochenbettdepression sind, auch viele Frauen von starken Ängsten nach der Geburt berichten; im Raum Heidelberg sind etwa elf Prozent der Frauen von diesen Ängsten betroffen. 18 Prozent der Frauen mit Angststörungen litten zusätzlich unter postpartalen Depressionen. Zudem waren hauptsächlich die Frauen gefährdet, die bereits zuvor unter depressiven Verstimmungen oder Ängsten gelitten hatten: Nur zwei Prozent der betroffenen Mütter hatten vor der Geburt noch nie Depressionen, etwa vier Prozent erlebten nach der Geburt zum ersten Mal starke Ängste.

Im Gegensatz zur Wochenbettdepression gibt es nur wenige Untersuchungen zu den Folgen einer Angsterkrankungen nach der Geburt eines Kindes: Daher untersucht das Team der Mutter-Kind-Einheit der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg derzeit in einer Studie, wie die kindliche Entwicklung und frühkindliche Stressreaktionen durch die Angsterkrankung der Mütter beeinflusst werden. Weitere Studien widmen sich Ursachen und Risikofaktoren, der Früherkennung und der gemeinsamen Behandlung von Mutter und Kind bei postpartalen Depressionen und Angststörungen.

Quelle Universitätsklinikum Heidelberg

1 Kommentar:

Carolin hat gesagt…

Das ist ein natürlicher Zustand, meine ich. Die schwangere Frauen sind wie ein Vulkan von verschiedenen Emotionen, der am Ende der Schwangerschaft manchmal einfach ausbricht.

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