Montag, 26. Oktober 2009

FAZIT DAK-Studie: Jugendliche und Alkoholwerbung

Quelle DAK Stellen sie sich bitte folgendes Bild vor:
Rechts eine Jugendliche, die genüsslich an einer Zigarette zieht.
Links eine Jugendliche, die genüsslich aus der Vodka-Flasche trinkt.
Sehen sie den Unterschied?
Jetzt stellen sie sich außerdem vor, die Jugendliche ist sichtbar schwanger.
Erkennen sie den Unterschied?
Ganz klar:
Rauchen schadet ihrer Gesundheit. Rauchen tötet, Rauchen führt zu Lungenkrebs!
Saufen? Gehört dazu, ist alltäglich. Keine Party ohne Jägermeister. Erst Alkohol macht müde Partys munter.

Kaum ein Fernsehfilm, in dem nicht wie selbstverständlich zum Rotwein, zum Bier oder zum Gläschen Sekt gegriffen wird. Alkohol als Tröster, als Stimmungsmacher und als ganz alltäglicher Begleiter in Film und Werbung. Rettet den Urwald durch Bier-Trinken, Superstimmung auf der Jägermeisterparty.
Während die Zigarette immer mehr verschwindet, bis hin zu geistigen Exzessen: Da gibt es ernsthafte Anfragen, aus alten Bogart-Filmen die Zigarete tricktechnisch herauszuschneiden.
Natürlich: Lungenkrebs ist eine schwerwiegende Erkrankung.
Doch wie sieht das mit der Schrumpfleber aus? Mit der vom besoffenen Autofahrer überfahrenen Jugendlichen? Dem behinderten Kind einer Alkoholsüchtigen? Dem im Rausch erstochenen Ehepartner? Den schweren Gehirnfunktionsstörungen bei schwerer Alkoholabhängigkeit?
Alles halb so wild? Kein Grund, Aloholwerbung zu verbieten oder einzuschränken?

Mir persönlich leuchtete der hier gemachte Unterschied nie so richtig ein.
Während das Rauchen verteufelt wird, traut sich beim Alkohol niemand gegen die Lobby anzutreten. Obwohl Alkohol ein immer größeres Problem unserer Gesellschaft wird. Ein Problem, über das gerne nur hinter vorgehaltner Hand getuschelt wird.

Nachfolgend die kurze Zusammenfassung einer DAK-Studie zum Thema Wirkung von Alkoholwerbung auf Jugendliche.



Es ist so gut wie unmöglich, als Jugendlicher nicht in Kontakt mit
Alkoholwerbung zu kommen.

Lediglich 1,5% der Stichprobe gab an, noch nie eine der vorgegebenen Alkoholwerbungen gesehen zu haben. Dies gilt in sehr ähnlicher Weise bereits für sehr junge Schüler/innen (10- und 11-Jährige), hier sind es 3%.

Alkoholwerbung wird eher von Jungen wahrgenommen als von
Mädchen, sie erinnern auch die Marken häufiger.

Es zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Mädchen und Jungen im Hinblick auf Wahrnehmungshäufigkeit und Markenabrufbarkeit bei Alkoholwerbungen. Die Tatsache, dass dieser Effekt bei den Kontrollwerbungen nicht auftritt, spricht gegen die Annahme, dass Jungen grundsätzlich interessierter an Werbung sind oder mehr Spaß an der Abfrageweise bzw. eine generell höhere Fähigkeit bei der Erinnerung von Werbungen haben.

Jungen trinken häufiger und mehr Alkohol als Mädchen und neigen
auch eher zu Risikokonsum.

Dieser Befund steht in Einklang mit den Ergebnissen der eingangs genannten Repräsentivbefragungen.
Es ergab sich gleichwohl, dass die Geschlechtsunterschiede mit Ausnahme von „Binge
Drinking“ mit zunehmendem Alter verschwinden, d.h. sich die Geschlechter im Konsum annähern.

Es bestätigt sich ein robuster korrelativer Zusammenhang zwischen
Alkoholwerbung und Trinkverhalten / Einstellungen gegenüber Alkohol.

Es zeigt sich ein positiver Dosis-Wirkungs-Zusammenhang („je mehr, desto mehr“) zwischen Werbekontakt und Alkoholkonsum bzw. Alkoholempfänglichkeit. Auch nach statistischer Kontrolle einer Reihe von Alternativerklärungen ist die Chance für Lebenszeit- und aktuellen Konsum sowie „Binge-Drinking“ in der Gruppe mit dem höchsten Werbekontakt in etwa verdoppelt im Vergleich zur Gruppe mit dem niedrigsten Kontakt mit Alkoholwerbung. Querschnittliche Analysen allein erlauben allerdings keine zweifelsfreie Bestätigung eines kausalen Zusammenhangs. Die Tatsache, dass sich keine Assoziation zwischen Alkoholkonsum und neutralen Werbungen
findet, spricht gleichwohl für eine spezifische Bedeutung des Werbeinhalts.



Die komplette Studie finden sie hier

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