Montag, 20. Juli 2009

Bipolare Störung und Schizophrenie haben gemeinsame Ursachen

Ob bipolare Störungen und Schizophrenie einen gemeinsamen genetischen Ursprung haben, steht seit einiger Zeit in der Diskussion. Vieles deutete darauf hin. Nun liefert eine Studie mit neun Millionen Schweden über einem Zeitraum von 30 Jahren schlagkräftige Argumente.


Für ihre Analyse zogen Dr. Paul Lichtenstein und Kollegen vom schwedischen Karolinska Institutet Stockholm den schwedischen 'Multi-Generation Register' heran. In diesem waren die Daten von neun Millionen Personen aus zwei Millionen Familien über dem Zeitraum von 1973 bis 2004 hinterlegt.

Die Forscher untersuchten die Risiken für Schizophrenie und bipolare Störung sowie deren gemeinsames Auftreten bei biologischen und Adoptiveltern, Nachkommen, sowie Voll- und Halbgeschwistern.

Verwandte ersten Grades einer Person mit Schizophrenie (35.985 Personen) oder bipolarer Störung (40.487) hatten ein erhöhtes Risiko, ebenso zu erkranken. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung lag bei Vollgeschwistern die Wahrscheinlichkeit einer schizophrenen Erkrankung um das Neunfache höher und für die bipolare Störung um das Achtfache.

Halbgeschwister mütterlicherseits hatten im Verhältnis zur Allgemeinbevölkerung ein 3,6-fach höheres Risiko für Schizophrenie und ein 4,5-fach höheres Risiko für bipolare Störung. Bei Halbgeschwistern väterlicherseits lagen die Risiken für Schizophrenie 2,7-fach und für bipolare Störung 2,4-fach höher, somit insgesamt niedriger.

Komorbidität häufig genetische bedingt

Bei Patienten mit bipolarer Störung lag für alle Verwandtschaftsgrade ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Schizophrenie vor. Dies galt auch für adoptierte Kinder, wenn ihre biologischen Eltern unter bipolarer Störung litten.

Die Erblichkeit (hier ist der Anteil eines Merkmals gemeint ist, das genetisch vererbt und nicht über die Umwelt erlernt oder von dieser beeinflusst wird) lag für Schizophrenie bei 64 Prozent und für bipolare Störung bei 59 Prozent. Die Ursachen der Komorbidität zwischen den beiden Erkrankungen hatten zu einem großen Teil (63 Prozent) genetischen Hintergrund.

Einfluss auf internationale Klassifikationen

"Ähnlich den molekulargenetischen Studien präsentieren wir Hinweise darauf, dass Schizophrenie und bipolare Störung zum Teil gemeinsame genetische Ursachen haben", fassen die Forscher zusammen. Diese Ergebnisse stellten die gegenwärtige nosologische Dichotomie zwischen Schizophrenie und bipolarer Störung in Frage, so dass eine Neubewertung dieser Erkrankungen anstehe.

In einem begleitenden Kommentar diskutieren auch Prof. Michael Owen und Prof. Nick Craddick von der britischen University of Cardiff eine Änderung internationaler Klassifikationen. Sie schreiben: "Nach unserer Meinung müssen die neuen diagnostischen Kriterien die sorgfältige Bewertung und Neueinschätzung der Psychopathologie unterstützen."

Quelle aerztlichepraxis.de

Keine Kommentare:

© terrapie´s PsychoBlog. Alle Rechte vorbehalten. Das Downloaden und die Vervielfältigung sämtlicher Inhalte bedarf der Zustimmung des entsprechenden Autors.Verlinkungen dürfen ohne Zustimmung der Autoren gemacht werden.