Dienstag, 19. Mai 2009

Alkohol: In sechs Minuten vom Glas ins Gehirn

15.05.09 - Schon sechs Minuten nach dem Konsum einer Alkoholmenge, die ungefähr drei Gläsern Bier oder zwei Gläsern Wein und damit einem Blutalkoholgehalt von 0,5 bis 0,6 Promille entspricht, zeigen sich erste Veränderungen in den Gehirnzellen.


Das haben Heidelberger Wissenschaftler jetzt mit Hilfe der Magnetresonanzspektroskopie (MRS) nachgewiesen. Bislang waren dazu nur Daten aus Tierversuchen verfügbar gewesen.

Das Gehirn springt rasch auf den Alkohol an: "Unsere Studie liefert erste Hinweise darauf, dass das Gehirn umschaltet und statt Glukose ein Abbauprodukt des Alkohols zur Energiegewinnung nutzt", erklärt Dr. Armin Biller von der Arbeitsgruppe Cerebraler Metabolismus, Abteilung für Neuroradiologie des Heidelberger Universitätsklinikums.

Die schädliche Wirkung setzt ebenfalls rasch ein. Während des Experiments nahm die Konzentration von Stoffen, denen zellschützende Effekte zugeschrieben werden, wie Kreatin (Energiestoffwechsel) und Aspartat, mit zunehmender Alkoholkonzentration ab. Cholin, ein Bestandteil der Zellwände, war ebenfalls erniedrigt. "Das weist möglicherweise darauf hin, dass sich sogar die Zellwände unter Alkoholeinfluss in ihrer Zusammensetzung ändern", sagt Biller.

Geringe Mengen anscheinend unschädlich
Ist jeglicher Alkoholkonsum schädlich für das Gehirn? "Die Verschiebungen im Hirnstoffwechsel nach moderatem Alkoholkonsum gesunder Menschen sind vollständig reversibel, wie unsere Kontroll-Untersuchungen am Folgetag gezeigt haben", so Biller weiter.

Es sei jedoch zu vermuten, dass die Fähigkeit des Gehirns, sich von den Alkoholwirkungen zu erholen, mit zunehmendem Alkoholgenuss abnimmt beziehungsweise erlischt. "Möglicherweise sind die akuten Effekte, wie wir sie in unserer Studie nachweisen konnten, Grundlage für dauerhafte Schäden am Gehirn, wie sie bekanntermaßen bei Alkoholkranken auftreten."

Keine geschlechtsspezifischen Besonderheiten
An dem Alkoholversuch nahmen acht Männer und sieben Frauen teil. Während sie im Kernspintomographen lagen, tranken sie durch einen langen Strohhalm die definierte Menge an Alkohol. Ziel war ein Blutalkoholgehalt von 0,5 bis 0,6 Promille - also ein Wert, der die Verkehrstüchtigkeit einschränkt, aber keinen schweren Rausch auslöst.

Bei der folgenden Magnetresonanzspektroskopie wurde die Konzentration diverser Stoffwechselprodukte im Hirngewebe analysiert. Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Probanden waren dabei nicht feszustellen.

Quelle aerztlichepraxis.de

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