Dienstag, 13. Januar 2009

Gezielte Prävention hilft Schulverweigerern und Kindern mit ADHS

Berlin, 12.01.2009 Rund 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen leiden an psychischen Auffälligkeiten oder Erkrankungen. Ein Drittel von ihnen benötigt eine ambulante oder stationäre Behandlung. „Es ist ein Skandal, wie konsequent unsere Gesellschaft Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen ignoriert und ihnen damit die Zukunft verbaut. In die Prävention solcher Erkrankungen wird immer noch zu wenig investiert. Dabei haben beispielsweise Präventionsprogramme für Schulverweigerer und Schulabbrecher gezeigt, dass psychische Störungen verhindert oder in ihrer Intensität reduziert werden können, wenn die Gründe für einen Schulabbruch minimiert werden“, konstatierte Prof. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Universität Marburg auf dem 33. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer in Berlin.


Zudem werde in Deutschland noch immer verkannt, dass psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen nicht nur für die Betroffenen und ihre Familien eine schwere Belastung sind, sondern auch ein gewaltiges gesellschaftliches und ökonomisches Problem darstellen. Der Austausch und die Verbreitung moderner präventiver, diagnostischer und therapeutischer Methoden trügen dazu bei, Leid zu verringern und die ökonomische Situation der Betroffenen zu verbessern, so Remschmidt.

Bei Kindern mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind präventive Maßnahmen von entscheidender Bedeutung. Zwei Drittel dieser Kinder leiden an zusätzlichen psychischen Störungen, 20 bis 25 Prozent von ihnen haben Legasthenie. „Da die vielfältigen Störungen häufig das Alltagsleben beeinträchtigen, können sich daraus sekundäre Anpassungsstörungen entwickeln. Diese äußern sich unter anderem in Ängsten, Depressionen und in einem gestörten Sozialverhalten. Deshalb muss sich die Prävention psychischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter zwar weiterhin auf die Primärstörungen von ADHS und Legasthenie konzentrieren. Doch bedarf es zudem einer Diagnostik der sekundären Psychopathologie, um einerseits den Ursachen nachzugehen, die zu psychischen Erkrankungen führen können und um andererseits Begleiterkrankungen nicht zu übersehen“, sagte Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Andreas Warnke von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Würzburg.

Wichtig sei es, Eltern und das soziale Umfeld in Kindergarten und Schule über ADHS aufzuklären und zu beraten. Ist solche Beratung binnen kurzer Frist nicht hilfreich, so sei zur Prävention sekundärer psychischer Fehlentwicklungen die Behandlung der Kernsymptome mit Psychostimulanzien indiziert und zu bevorzugen. Um impulsives und desorganisiertes Verhalten der Kinder zu mindern, seien eine Verhaltenstherapie, Elterntraining und Interventionen in der Familie so wie im Kindergarten und Schule hilfreich, betonte Warnke.

Quelle Bundesärztekammer

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