Sonntag, 25. November 2007

So schläft Ihr Kind endlich wieder gut

Viele Eltern kennen das Problem – ihr Kind schläft nicht durch oder es schläft nicht lang genug. Folge: Kinder mit Schlafstörungen sind häufig tagsüber nicht nur unkonzentriert und überaktiv, sondern zeigen auch in der Schule deutlich schlechtere Leistungen.
06.06.07 - Der Kinderpsychiater Prof. Dr. med. Gerd Lehmkuhl, Köln, sprach mit unserem redaktionellen Mitarbeiter Reimund Freye darüber, wie man einer Schlafstörung auf die Schliche kommt und was man dagegen tun kann.

Wann sollte man beim Kind an eine ernsthafte Schlafstörung denken?
Wenn unklare Entwicklungsretardierungen und unspezifische Auffälligkeiten des Verhaltens beim Kind vorliegen, wie Unruhe und Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Kinder selber sprechen kaum über Schlafstörungen. Auch von den Eltern werden Schlafstörungen nur dann beobachtet, wenn etwa sehr ausgeprägte Einschlafstörungen das Kind oft zu den Eltern kommen lassen. Auch der Pavor nocturnus oder ausgeprägte Alpträume werden natürlich bemerkt.

Bei der Symptomatik ,,unkonzentriert, überaktiv, unruhig" denken viele zunächst an ADHS?
In der Tat sind bei diesen hyperaktiven Kindern Schlafstörungen häufig anzutreffen. Das Spektrum reicht hier von Einschlafschwierigkeiten, unruhigem Schlaf und nächtlichen Aufwach-Episoden bis hin zu frühem Erwachen. Insofern sollte auch bei Kindern mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung) von den Eltern erfragt werden, ob Hinweise auf Schlafstörungen bestehen.

Welche Formen von Schlafstörungen treten am häufigsten auf?
Die Häufigkeit von Schlafstörungen ist deutlich altersabhängig und variiert stark etwa beim Schweregrad. Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten haben bei Kindern im Vor- und Grundschulalter eine Prävalenz zwischen acht und zehn Prozent. Nächtliches Aufwachen ist ebenfalls ein häufiges Phänomen. Unter dem Pavor nocturnus leiden rund vier Prozent, Schlafwandeln und Tagesmüdigkeit treten dagegen deutlich seltener auf.

Besteht denn immer Handlungsbedarf?
Die meisten Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter sind harmlos und bedürfen keiner spezifischen Behandlung. Es gilt jedoch, in einem ausführlichen diagnostischen Gespräch abzuklären, ob die von den Eltern berichteten Beschwerden eine altersangemessene Normvariante darstellen oder bereits die Entwicklung und das Befinden des Kindes nachdrücklich belasten. Das Kind erlebt dies dann auch subjektiv als problematisches Ein- oder Durchschlafen. Und es ist in einer relevanten Weise dadurch bei der Tagesaktivität beeinträchtigt.

Wann sollte eine Schlafstörung als krankhaft bezeichnet werden?
Schlafstörungen, die länger als sechs Monate anhalten und häufiger als zwei- bis dreimal pro Woche auftreten, gelten als behandlungsbedürftig. Zu beachten sind auch sekundäre Beeinträchtigungen des Schlafs der Eltern und Geschwister.

Wie läuft die Diagnose ab?
Wichtiger Bestandteil der Anamnese ist die Führung eines Schlaftagebuchs oder eines 24-Stunden-Protokolls. Hier werden Schlafgewohnheiten und Aktivitäten erfasst. Dazu gehören Zubettgehzeiten, Einschlafsituation, Einschlafrituale, zirkadiane Gewohnheiten der Eltern, Schlaflatenz, also die Zeit zwischen Löschen des Lichts und Einschlafen des Kindes, Interaktionsverhalten, somatische Ursachen und einschlafhemmende äußere Einflüsse sowie die morgendliche Aufwachzeit.

Welche Ursachen für Schlafprobleme sind am häufigsten?
Eine wesentliche Ursache von Schlafstörungen stellen familiäre Stressoren dar. Hierzu zählen beunruhigende Erlebnisse für das Kind, wie Trennung, Verlust von wichtigen Bezugspersonen oder auch schulische oder andere psychosoziale Belastungen. Außerdem sollte daran gedacht werden, ob vielleicht Medikamente, die das Kind aus anderen Gründen nimmt, sich auf den Schlaf auswirken können.

Welche Therapie kann der Arzt den Eltern empfehlen?
Zunächst sollten die Eltern versuchen, mit schlafhygienischen Maßnahmen die Symptomatik zu entschärfen und auslösende Faktoren zu erkennen. Entspannungstechniken können hier gute Hilfe leisten. Schlaf- und Beruhigungsmittel sollten möglichst vermieden werden. Sie kommen nur bei sehr lang andauernden Schlafstörungen in Frage, wenn anderen Maßnahmen nicht greifen und werden lediglich für einen begrenzten Zeitraum verabreicht.

Welche Medikamente verwenden Sie, wenn es nötig ist?
Bei der medikamentösen Behandlung von Schlafstörungen im Kindesalter sollte man sehr zurückhaltend sein. Ein erster Schritt wären pflanzliche Substanzen, die ein geringes Nebenwirkungsspektrum aufweisen. Nur ein sehr geringer Anteil der Kinder mit spezifischen und hartnäckigen Schlafstörungen benötigt eine Therapie mit anderen Sedativa. In vielen Fällen genügen also beispielsweise Baldrian, Melisse oder Hopfen.
rf/ms

Quelle: aerztlichepraxis.de

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