Mittwoch, 31. Oktober 2007

Schwindelig vor Angst


Wenn Patienten über Schwindel klagen, sollte man genau nachfragen, in welchen Situationen die Beschwerden typischerweise auftreten. Nicht selten lassen sich damit gute Hinweise auf einen phobischen Schwankschwindel entdecken.



31.10.07 - In der Gruppe der 20- bis 50-Jährigen stellt der phobische Schwankschwindel die häufigste Ursache für Vertigobeschwerden dar. Die Triggersituationen entsprechen oft jenen anderer phobischer Krankheitsbilder. Häufige Auslöser sind beispielsweise Aufenthalte inmitten größerer Menschenansammlungen oder in größeren Höhen, etwa auf Brücken.

Obwohl sich der phobische Schwankschwindel anhand der typischen Auslöser leicht erkennen oder zumindest erahnen lässt, wird diese Diagnose immer noch viel zu häufig übersehen, wie Spezialisten kritisieren.

Im Gegensatz zu den meisten anderen häufigen Schwindelformen berichten Betroffene typischerweise nicht von einem Drehschwindel, sondern von einem Schwankschwindel oder von einer Benommenheit, verbunden mit der Angst zu stürzen, was jedoch nicht geschieht. Die neurologische Untersuchung ist unauffällig. Viele Patienten berichten ferner, dass die Beschwerden beim Sport oder nach mäßigem Alkoholgenuss geringer werden.
Oft bessert Sport die Symptome
Auf gezieltes Nachfragen offenbaren Betroffene bisweilen weitere Angstsymptome wie Herzrasen, Zittern oder Schweißausbrüche während der Schwindelzustände, ohne dass diese zwingend vorhanden sein müssen. Zudem lassen sich teilweise zwanghafte und perfektionistische Persönlichkeitszüge erkennen.

Grundsätzlich darf man vielen Patienten mit einem phobischen Schwankschwindel Hoffnung auf Besserung machen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie geht derzeit davon aus, dass sich in über 70 Prozent der Fälle mindestens eine deutliche Besserung, wenn nicht sogar Beschwerdefreiheit erzielen lässt.
Verhaltenstherapie und Medikamente sind nur selten erforderlich
Aufklärung über die harmlose Natur des phobischen Schwankschwindels kann Betroffene enorm erleichtern. Zudem sollte man den Patienten raten, Angst-verursachende Situationen nicht zu meiden, sondern bewusst aufzusuchen. Auf diese Weise kann es gelingen, die Furcht vor den an sich harmlosen Triggerfaktoren abzubauen.

Darüber hinaus sollte man Betroffenen regelmäßigen Sport empfehlen, um das Vertrauen in die Wahrnehmung des eigenen Gleichgewichts zu stärken, die gerade bei angstbedingtem Schwindel oft gestört ist.

Lassen sich mit diesen drei Maßnahmen innerhalb mehrerer Monate keine ausreichenden Erfolge erreichen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie verhaltenstherapeutische Ansätze. "Erfahrungsgemäß benötigt aber nur einer von 30 Betroffenen diese relativ aufwendige Maßnahme", betont Prof. Michael Strupp, Leiter der Schwindelambulanz der LMU München und Mitautor der Schwindelleitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

Dr. Karl Eberius
Quelle: aerztlichepraxis.de

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