Freitag, 5. Oktober 2007

Suizid offen ansprechen

Jährlich 200.000 bis 300.000 Suizidversuche

Lebensmüde vor dem Selbstmord bewahren
Die Chance, Lebensmüde vom Selbstmord abzuhalten, stehen relativ gut. Was dabei zu beachten ist, erläuterte Dr. Michael Rentrop von der Psychiatrischen Universitätsklinik München im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung.

01.08.07 - Von 100.000 Menschen nehmen sich jährlich 16 bis 19 das Leben. Für Deutschland entspricht dies etwa 15.000 Todesfällen pro Jahr. Die Zahl der Suizidversuche wird auf jährlich 200.000 bis 300.000 geschätzt. Drei von vier Suiziden werden angekündigt, die Hälfte der Betroffenen sucht im Vorfeld einen Arzt auf. Darin liegt die große Chance zur Prävention.

Suizidales Handeln ist ansteckend

Bevor sie ihren Plan umsetzen, durchlaufen suizidale Menschen mehrere Phasen. Das präsuizidale Syndrom ist gekennzeichnet durch immer stärkere Einengung auf sich selbst, Aggressionsumkehr und Selbstmordfantasien. Daran schließt sich ein Stadium an, in dem der Betroffene tatsächlich einen Selbstmord erwägt.

Viele Beobachtungen bestätigen, dass Suizidalität in dieser Phase sozusagen ansteckend ist. "Als vor etlichen Jahren im Fernsehen der Film «Tod eines Schülers» lief, gab es eine Welle von Nachahmern", erinnert sich Rentrop. Umgekehrt hätten sich in München weniger Menschen vor die U-Bahn geworfen, seit die Medien über solche Fälle nicht mehr berichten.

Regel Nr. 1: Verdacht auf Suizidalität unbedingt ansprechen

Im anschließenden Stadium der Ambivalenz sucht der Betroffene noch Kontakt und Hilfe und kündigt seine Absicht direkt an. Hier komme man am ehesten an den Selbstmord-Kandidaten heran, versichert Rentrop. Vorsicht: Wer sich vom Leben mental schon verabschiedet hat, macht einen täuschend ruhigen Eindruck.

Die schwächer werdenden Signale wahrzunehmen und den Suizidwilligen direkt darauf anzusprechen, ist das wichtigste Instrument der Prävention. "Davor darf sich kein Arzt scheuen!", betont Rentrop.
Quelle: ärztlichepraxis.de

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